Mailand – Die Bank-Austria-Mutter Unicredit und der von ihr angekündigte Chefwechsel sorgen diese Woche in der Mailänder Finanz- und Geschäftswelt für Spannung. Ein neuer Bankchef, darin sind sich Finanzexperten einig, benötigt den Segen der Regierung. Diesen hätte zweifellos Marco Morelli, Vizepräsident von Merrill Lynch Europe. Morelli kennt als Ex-Finanzchef von Monte dei Paschi di Siena sowie Vizegeneraldirektor von Intesa Sanpaolo den internationalen und nationalen Markt bestens.

Die Analysten der Royal Bank of Scotland schätzen den Unicredit-Kapitalbedarf auf fünf bis sieben Milliarden Euro. Zur Diskussion steht nicht nur eine Kapitalaufstockung, sondern auch der Verkauf von Assets. Die Experten warnen aber, dass mit dem möglichen Verkauf der Beteiligungen an der polnischen Pekao Bank, der türkischen Yapi Kredi und der Online-Bank Fineco, der Wert von Unicredit ausgehöhlt würde. Diese Banken tragen zu 40 Prozent zum Gewinn der Unicredit bei.

Am Dienstag erfolgt wie berichtet eine außerordentliche Sitzung des Unicredit-Verwaltungsrats. Dem Geldhaus nahestehende Kreise gehen davon aus, dass CEO Federico Ghizzoni noch vor dem Treffen zurücktritt. Sicher ist, dass einer Beratungsfirma das Mandat erteilt wird, nach einem neuen Bankchef zu suchen, der von außen kommen soll. (tkb, 22.5.2016)