Alle, die nicht wissen wollen, was in der fünften Folge der sechsten Staffel von "Game of Thrones" passiert, dürfen sich gratulieren: Sie sind schon fertig mit dem Text und können sich Wichtigerem zuwenden, zum Beispiel können sie den neuen Bundespräsidenten feiern oder ausbuhen. Alle anderen lesen weiter und behalten die Nerven. Wir müssen jetzt ganz stark sein. Schon wieder? Ja.

Trailer und Interviews zur fünften Folge.
SerienTrailerMP

Dabei sieht es zunächst gar nicht danach aus. Denn rein inhaltlich ist die sechste Staffel in der Mitte angelangt, das heißt: Sie befasst sich mit scheinbaren Nebensächlichkeiten. Fast alle sind wieder am Weg von irgendwo nach nirgendwo, entweder emotional oder geografisch – meist nicht zu friedlichen Zwecken. Die Folge trägt den Titel "The Door" – eine Anspielung auf Hodor ("Hold the Door") – und hält eine gewaltige Schlussszene bereit. Hodor ist der Riese der Herzen.

Das passiert in Folge fünf:

Lady Sansa erhält Besuch von Littlefinger. Die Begegnung verläuft äußerst frostig, war er doch derjenige, der das arme Mädchen der Bestie Ramsay Bolton auslieferte.

Sansa empfängt Littlefinger frostig (Sophie Turner, Aiden Gillen).
Foto: Sky / HBO

Die Entschuldigungen des Bordellbetreibers wirken ein wenig hilflos und kommen bei Sansa nicht an. Zumal sie die neue Zielstrebigkeit lebt und Großes plant: "Mein Bruder und ich werden den Norden erobern." Zum Abschied gibt Littlefinger noch einen Tipp, wo sie Kämpfer abziehen könnte. Sansa schaut finster, aber insgeheim weiß sie: Der Schleimer hat recht. Brienne macht Sansa weiter den spannenlangen Hansel und zieht los, um Soldaten zu rekrutieren.

Genug gehaut

Ayra lässt sich inzwischen weiter grün und blau prügeln, um bei Jaqen H'ghar eine vernünftige Ausbildung als Kämpferin zu genießen. Man möchte die blauen Flecken nicht zählen, aber Gott sei Dank heilen die Wunden schnell. Allein der zornige Gesichtsausdruck verrät, dass es ihr schön langsam mit dem Gehautwerden reicht.

Ayra (Maisie Williams) hat einen Auftrag.
Foto: Sky / HBO

Jaqen H'ghar findet das auch und erzählt die Legende von den gesichtslosen Männern, gibt ihr eine neue Identität und einen Killerauftrag. Den auszuführen, wird dem Mädchen, das "keine Wünsche" hat, umso leichter fallen, als die Auserwählte eine Schauspielerin in einem Theaterstück ist, das sich über ihren Vater Ned lustig macht. Ironie ist nicht unbedingt die Stärke der geprüften Regententochter. Satire ist auch im Fantasiereich Westeros ein hartes Geschäft.

Wenig Freude bei Greyjoys

Yara Greyjoy schwingt sich zur Präsidentin, pardon: Königin der Eisernen Inseln auf. Aber die Machobande ihrer Untertanen kommt damit nicht gut zu Rande, allen voran Onkel Euron. Er verspricht Bedeutsames – man könnte auch sagen: das Blaue vom Himmel. Das hilft zunächst einmal nichts, denn Yara und Theon schnappen sich die Schiffe und machen sich schnell vom Acker. Der Onkel ist böse, und wieder einmal heißt es: jeder gegen jeden.

Drachenmutter und Lichtgestalt

Daenerys löst sich vom todkranken Jorah, dieser sagt zum Abschied die berühmten drei Worte. Die herrische Natur der Drachenmutter kommt wieder durch, dieses Mal beauftragt sie Jorah, nach einer Heilung für seine Krankheit zu suchen, so lange – ja, wie lange eigentlich: bis es aus ist? Aber den Befehlen seiner Königin hat man zu gehorchen, vielleicht findet sich ja ein Guru und verhilft zur Spontanheilung.

Foto: Sky / HBO

Tyrion und Varys stecken irgendwie marketingmäßig fest: Dass Daenerys dem Volk Frieden gebracht hat, weiß selbiges nicht so recht zu schätzen. Es braucht also eine Lichtgestalt, es braucht: Kinvara, Hohepriesterin des roten Tempels, Flamme der Wahrheit, Licht der Weisheit, erste Dienerin des Herrn des Lichts. So einen Titel muss man erst einmal erwerben. Wer, wenn nicht sie? Da kommt etwas auf uns zu.

Tiefenpsychologisch relevant ist weiterhin die Erweckungsgeschichte von Bran, die auch für uns allerlei Neuigkeiten bringt.

Game of Thrones Best Scenes

Wir erfahren: wie die weißen Wanderer entstanden sind – brutal! – und schließlich, wie der Wonneproppen Hodor zu seinem Namen kam, siehe "Hold the Door" – zum Weinen! Brans Visionen werden schön langsam lebensbedrohlich, und zwar nicht nur für ihn selbst. Es geht drunter und drüber. Da braucht jemand dringend einen Arzt! (Doris Priesching, 23.5.2016)