Der Exilschriftsteller Alfredo Bauer ist 91-jährig gestorben.

Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

Buenos Aires/Wien – Der in Wien geborene und 1939 nach Argentinien geflohene Schriftsteller Alfredo Bauer ist am Samstag im Alter von 91 Jahren in Buenos Aires gestorben. Das teilte die Theodor-Kramer-Gesellschaft am Montag mit. Bauer, geboren 1924 in Wien, besuchte in seiner neuen Heimat die antifaschistische deutsche Pestalozzi-Schule und verfasste bereits 1944 erste Kleinkunststücke.

Bauer studierte zudem Medizin und schrieb für das "Argentinische Tageblatt". Er war Gründer der "Ateneo Argentino Alejandro von Humboldt" (Kulturaustausch Argentinien-DDR). Ab 1976 verfasste er "Los companeros antepasados", eine vierbändige Geschichte einer Wiener jüdischen Bürgerfamilie vom Revolutionsjahr 1848 bis zur Flucht in die Neue Welt 1938. Bauer selbst sollte seine Geburtsstadt erst 1957 wiedersehen. Anlässlich seines 90. Geburtstags meldete sich der am 14. November 1924 geborene Exilliterat mit einer Videobotschaft zu Wort. "Mich hat nicht Österreich, sondern die Feinde Österreichs haben mich vertrieben", sagte er damals.

1941 trat Bauer der Jugendgruppe von "Austria Libre" und dem jüdischen Jugendklub "Blau-Weiß" bei. 1946 wurde er Mitglied der kommunistischen Partei Argentiniens. Nach dem Studium der Medizin arbeitete er zunächst als Kinder-, dann als Frauenarzt. Zweimal wurde er aus politischen Gründen entlassen. 1952 heiratete Bauer seine erste Frau Kitty Eggerer, mit der er drei Kinder hatte. Eggerer starb 1984, vier Jahre später heiratete er erneut, seine Gattin wurde Gerti Neumann.

Auch als Übersetzer aktiv

Bauer übersetzte Werke von Heinrich Heine, Bertolt Brecht, Felix Mitterer und Jura Soyfer ins Spanische und von José Hernández ins Deutsche. 2012 vollendete er sein Lebenswerk "Die Vorgänger" (Theodor Kramer Verlag), einen großangelegten Zyklus von fünf Romanen, mit dem er Ende der 1960er-Jahre begonnen hatte.

Bauer wurde 1982 und 1991 mit der Ehrenschleife "Faja de Honor" des Argentinischen Schriftstellerverbands ausgezeichnet, erhielt 1987 den Jakob-und-Wilhelm-Grimm-Preis der DDR und 2002 den Theodor-Kramer-Preis für Schreiben im Widerstand und im Exil. 2010 würdigte ihn die Stadt Wien mit dem Goldenen Ehrenzeichen.

Als Reiseschriftsteller, Übersetzer und Essayist brachte er es auf mehr als 30 Veröffentlichungen. Er schrieb Romane, Erzählungen und Dramen auf Deutsch und Spanisch, die meisten erschienen in Argentinien oder der ehemaligen DDR. Nach seinem Tod in einer Herzklinik in Buenos Aires wurde Alfredo Bauer Montagvormittag in der argentinischen Hauptstadt beigesetzt. (APA, 23.5.2016)