Bilyk (19) holt mit den Fivers zum Wurf auf das Triple aus.

Foto: Fivers Handball / Jonas

Wien – "Ich bin traurig, aber ich freu mich auch." Nikola Bilyk beschreibt die zwei Seelen in seiner Brust. Der 19-jährige Handballer steht vor den letzten Spielen für die Fivers Margareten, jenen Wiener Klub, bei dem er großgeworden ist – das stimmt ihn wehmütig. Zwei oder drei Spiele, das erste davon am Dienstag (20.20 Uhr, ORF Sport+) in der Hollgasse beim Matzleinsdorfer Platz, werden es sein. Dann ist das Finale der Liga (HLA) gegen Bregenz auch schon wieder Geschichte. Und dann übersiedelt Bilyk nach Kiel. "In die beste Liga der Welt, zur besten Mannschaft, die es dort gibt." Große Freude.

Alfred Gislason, der isländische Trainer des THW Kiel, nannte Bilyk "das größte Talent im Welthandball". Schon im Februar 2015 nahmen die Deutschen den Wiener unter Vertrag, um ihn aber noch eineinhalb Jahre lang in Margareten reifen zu lassen. Bilyk und die Fivers holten im Vorjahr den ÖHB-Cup, die aktuelle Saison sieht noch besser aus. Margareten gewann Supercup und Pokal, der Meistertitel würde das Triple vervollständigen. "Im Finale gibt es keinen Favoriten", sagt Bilyk, der Papierform zum Trotz. "Das sind die zwei besten Teams der Liga, da kann viel passieren." Für die heuer in der Hollgasse ungeschlagenen Fivers spricht, dass sie auch in einem möglichen dritten Spiel Heimvorteil hätten.

Ein Duell mit Tradition

Bilyk verweist aber auf die Gesamtbilanz gegen Bregenz, die mit je zwei Siegen ausgeglichen ist, Tordifferenz 115:113 für Margareten. Die beiden Klubs trafen von 2005 bis 2011 gleich siebenmal im Finale aufeinander, doch nur 2011 konnten sich die Fivers durchsetzen, da schaute ihr bis dato einziger Meistertitel heraus. Bregenz war von 2001 bis 2010 neunmal Meister, allein 2003 freute sich Hard, der Lokalrivale.

Nikola "Niko" Bilyk ist in Tunesien geboren, wo sein Vater Sergiy, ehemaliger ukrainischer Teamtorhüter, unter Vertrag stand. 1999 wurde Sergiy von den Fivers nach Wien geholt, da war Nikola knapp drei Jahre alt. Sergiy, 45 Jahre alt, steht nach wie vor bei Margareten als Goalie unter Vertrag und also in einem Team mit seinem Sohn, der seit 2012 dem Kader der ersten Mannschaft angehört. "Es hat mir wahnsinnig viel Spaß gemacht, mit ihm zu spielen", sagt Niko. "Aber es war immer klar, dass es irgendwann vorbei sein wird."

Finale und Matura

Irgendwann könnte am Freitag sein, da steht das zweite Finale in Bregenz an, oder am Montag, sollte es in Wien zum Showdown kommen. Bregenz muss in Espen Lie Hansen und Lucas Mayer zwei verletzte Stammspieler vorgeben, dem misst Bilyk nicht zuviel Bedeutung bei. "Bregenz ist jünger geworden, ist schwer auszurechnen. Ich weiß, wie junge Spieler ticken. Die werden alles tun, um uns zu ärgern."

Apropos rechnen. Zwischen Finale und Kiel steht die mündliche Matura an. Nach der schriftlichen sorgt sich Bilyk ob Mathematik. "Ich bin mir sicher, dass die Sorgen berechtigt sind." Prinzipiell gilt, was im Handball gilt. "Ich bin zielstrebig, will rasch zum Abschluss kommen." Das Zeugnis wäre ihm "sehr, sehr wichtig. Man kann nie wissen, was kommt." Trauer, Freude, Nikola Bilyk will auf alles gefasst sein. (Fritz Neumann, 24.5.2016)