Alessandro Schöpf: "Ich will jetzt in den Trainingseinheiten immer Vollgas geben, immer 100 Prozent, und mich einbringen in die Mannschaft."

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Reichenau-Tamins – Er ist fast so etwas wie Marcel Kollers Mann für alle Fälle: Alessandro Schöpf hat es als einziger Spieler in diesem Jahr neu in die Nationalmannschaft geschafft. Dort kann der Legionär von Schalke 04 im Mittelfeld praktisch auf allen Positionen spielen. Vorgesehen dürfte er bei der EM im Zentrum sein – als erster Ersatz für David Alaba.

In seinem ersten halben Jahr bei Schalke kam Schöpf meist auf der rechten Außenbahn zum Einsatz. Die Alaba-Rolle ist etwas defensiver, als er sie gewohnt ist. "Ich glaube, dass man auf der Position auch sehr viel durch seine Offensivqualitäten einbringen kann", sagt der 22-jährige Tiroler. "Zentral liegt mir fast noch mehr als am Flügel. Deswegen glaube ich schon, dass ich der Mannschaft da helfen kann."

Schöpf kann die spielerische Note im defensiven Mittelfeld hochhalten. Bei seinen ersten beiden Länderspielen im März gegen Albanien (2:1) und die Türkei (1:2) war er jeweils für Alaba eingewechselt worden. "Das macht mich auch stolz. Er ist ein sehr, sehr großer Spieler, von dem wir alle einiges lernen können", sagt Schöpf, der selbst fünf Jahre im Bayern-Nachwuchs spielte, ehe er 2014 zum 1. FC Nürnberg wechselte. Von dort ging es im Winter um kolportierte fünf Millionen Euro zu Schalke.

Mit der Reservistenrolle hat Schöpf kein Problem, schließlich nahm er sie nach einem starken Start im Winter gegen Saisonende auch bei Schalke ein. "Die Situation habe ich vorher noch nicht gekannt", so Schöpf. "Aber man muss versuchen, der Mannschaft auch in 15 oder 20 Minuten zu helfen. Man muss sich der Mannschaft immer unterordnen und auch sein eigenes Ego in den Hintergrund stellen. Das ist sehr, sehr wichtig in einem Mannschaftssport."

"Die Mannschaft hat es mir sehr einfach gemacht"

Die Aufnahme ins ÖFB-Team sei unkompliziert gewesen. Schöpf ist als einziger Spieler im EM-Jahr neu in den Kreis von Marcel Koller gekommen. "Die Mannschaft hat es mir sehr einfach gemacht. Es ist wirklich eine gute Truppe vom Charakter her."

Um seinen Kaderplatz zittert Schöpf derzeit nicht – auch wenn Koller von den 24 Spielern, die er für das Trainingslager in der Schweiz nominiert hat, am 31. Mai noch einen nach Hause schicken muss. "So weit denken will ich noch gar nicht", sagt Schöpf. "Ich will jetzt in den Trainingseinheiten immer Vollgas geben, immer 100 Prozent, und mich einbringen in die Mannschaft. Den Rest entscheidet dann der Teamchef."

Derzeit sieht es danach aus, als sitze Salzburgs Valentino Lazaro auf dem Schleudersitz – auch wenn dieser ebenfalls vielseitig einsetzbar ist. "Ich spiele natürlich dort, wo mich der Trainer aufstellt. Das spielt für mich keine Rolle", sagt Schöpf. "Der Konkurrenzkampf ist überall wichtig. Ich glaube, jeder kämpft um das Ticket. Das ist auch gut so, weil sich jeder im Training noch einmal reinhaut. Die Trainingsqualität ist dann umso höher."

Schöpf ist die Situation von Schalke gewöhnt. Dort erhält er nach der Trennung von Andre Breitenreiter im Sommer einen neuen Trainer. Der Verein soll vor der Verpflichtung von Augsburg-Coach Markus Weinzierl stehen. "Wir werden sehen, wer kommt. Für mich persönlich bleibt die Situation die gleiche", sagt Schöpf. "Ich muss Gas geben und mich reinhauen im Training. Ich hoffe, dass ich dann in der nächsten Saison von Beginn weg spiele und mir einen Stammplatz erarbeite."

Sein Vertrag läuft bis 2019, Schalke ist der nächste Schritt auf der Karriereleiter. Mit seinem bisherigen Werdegang ist Schöpf zufrieden. "Bis jetzt würde ich alles noch mal so machen, wenn ich es noch mal entscheiden könnte." Seine Entwicklung sieht er aber noch lange nicht abgeschlossen. "Ich hoffe, dass ich noch einiges lernen kann, auch hier im A-Team. Ich glaube, dass ich noch einiges vor mir habe." Zuerst aller Voraussicht nach bei der EM in Frankreich. (APA, 24.5.2016)