Am Pioneers Festival in Wien war dieses Jahr wieder eine bunte Mischung aus Start-ups vertreten – ob Roboter, FinTechs oder relativ "greifbare" Handy-Apps. Ein Bereich, der neben der Finanzbranche immer digitaler wird, ist die Landwirtschaft. Das österreichische Jungunternehmen Farmdok und die russische Firma WiseSoil wollen da vorne mitmischen.
App zeichnet Traktorfahrten auf
Farmdok hat eine Software entwickelt, mit der Landwirte ihre Dokumentationspflichten, zum Beispiel, welche Düngemittel sie verwenden, schneller erfüllen können. "95 Prozent der österreichischen Bauern dokumentieren noch mit Zettel und Stift", sagte Farmdok-Mitgründer Andreas Prankl. "Wir haben eine App entwickelt, mit der wir die Dokumentation vom Büro zurück aufs Feld bringen" – und zwar mit einer Handy-App.
Via GPS erkennt das System die Fahrmuster der Traktoren und zeichnet so automatisch auf, wenn der Landwirt gepflügt oder gedüngt hat. Die so gewonnenen Daten helfen den Landwirten nicht nur beim Festhalten der gesetzlich nötigen Daten, sondern auch wirtschaftlich, meint Prankl. 1.200 Landwirte haben Farmdok schon probeweise ausprobiert, eine neue Version soll bald herauskommen. Das Jungunternehmen aus Wieselburg in Niederösterreich wurde von der staatlichen Förderbank aws unterstützt und ist gerade dabei, frische Gelder zu lukrieren.
Flottere Biogasgewinnung
Auf der Suche nach österreichischen Geschäftspartnern ist auch das russische Start-up WiseSoil. Konkret schaut sich Gründer Aleksandr Smotritskiy nach Biogasanlagenbetreibern um. "Davon gibt es in Österreich und Deutschland einige, aber vielen von ihnen geht es wirtschaftlich schlecht."
WiseSoil hat ein Modul für Biogasanlagen entwickelt, mit dem die Biomasse (Kuhmist vermischt mit Stroh) schneller und effizienter in Energie umgewandelt werden kann. "Wir können die Verarbeitungszeit halbieren", so Smotritskiy. WiseSoil behandelt den Mist vor, portioniert ihn etwa in kleinere Teile und nimmt den Sauerstoff heraus. "Aus einer Tonne Mist machen wir so 100 statt 50 Kubikmeter Methan." Und: Es bleibe auch kein Schmutzwasser über, sondern Trockendünger und sauberes Wasser.
Schüler helfen Schülern
In einem ganz anderen Bereich ist das österreichische Start-up Talentify tätig: Der Tiroler Bernhard Hofer und seine Frau Doris haben eine Online-Vermittlungsplattform für Nachhilfe gebaut. In Österreich geben Eltern jährlich mehr als 100 Mio. Euro für Nachhilfe aus, denn "wir haben ein extrem sozial selektives Schulsystem", so Hofer. Auf Talentify bieten sich nun Schüler an, die anderen Schülern Nachhilfe geben wollen. Bis zu 10 Euro können sie dafür pro Stunde verlangen. "Wir haben schon 2.500 aktive Nutzer in ganz Österreich", so Hofer.
Talentify finanziert sich zu 80 Prozent über öffentliche Förderungen. "Unser Ziel ist, mittelfristig 50 Prozent unserer Ausgaben durch eigene Umsätze zu verdienen. Aber jeder Euro Gewinn fließt wieder zurück." Gestartet ist Talentify im März 2015. In der Zwischenzeit arbeitet Talentify auch mit Unternehmen zusammen. "Viele kleine und mittlere Unternehmen tun sich schwer, Lehrlinge auszubilden. Wir können ihnen helfen. Die Unternehmen schicken die Lehrlinge zu uns in die Talentify Academy." Die Firmen zahlen dafür 20 Prozent des Bruttojahresgehaltes eines Lehrlings, können sich aber pro Lehrling bis zu 1.000 Euro von der Wirtschaftskammer zurückholen. Das neue Projekt von Hofer heißt Talentify Works. "Wir helfen Unternehmen, die richtigen Lehrlinge zu finden. Wir kennen sie ja als Schüler schon." Kleine Firmen, die Zugang zum Schüler-Pool von Talentify wollen, sollen dafür jährlich 490 Euro im Jahr zahlen, große Konzerne 2.190 Euro.
Meditieren lernen
Mit dem Hype-Thema Achtsamkeit beschäftigt sich der Schwede Magnus Fridh. Er hat eine App entwickelt, mit der Menschen meditieren lernen können. Eine Million Mal ist die "Die-Achtsamkeits"-App, wie sie auf Deutsch heißt, schon heruntergeladen worden. Schritt für Schritt werden die Nutzer an das Thema herangeführt, beginnend mit einfachen Atemübungen. Fortgeschrittene können sich dann Kurse von bekannten Achtsamkeits-Lehrern zu Spezialthemen anhören. "Mit einem Smartphone kann man sich richtig stressen oder aber runterkommen", sagt MindApps-Gründer Fridh.