Walter Stephan (rechts) mit dem bisherigen Technik-Vorstand Robert Machtlinger im Juni 2014. Machtlinger wird interimistisch die Leitung der Firma übernehmen.

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Wien / Ried im Innkreis – Der langjährige CEO des oberösterreichischen Luftfahrtzulieferers FACC, Walter Stephan, ist "mit sofortiger Wirkung aus wichtigem Grund abberufen worden", teilte das Unternehmen am Mittwoch unerwartet mit. Interimistisch wurde Robert Machtlinger an die Firmenspitze gesetzt. Der Aufsichtsrat ist laut Aussendung zu dem Schluss gekommen, dass Stephan "seine Pflichten schwerwiegend verletzt hat, insbesondere im Zusammenhang mit dem 'Fake-President'-Vorfall".

Zum Jahreswechsel war FACC Opfer eines Internetbetrugs geworden. Ein E-Mail mit dem Vorstandschef als Absender wies eine Mitarbeiterin an, 50 Millionen Euro zu überweisen. Es gehe um eine geplante Firmenübernahme im Ausland. Das Mail stammte allerdings nicht vom Vorstand, sondern war von Betrügern gesendet worden. Dass es sich um Betrug handelte, stellte sich zu spät heraus: Die 50 Millionen waren weg. Die Spur des Geldes verlor sich in der Slowakei und in Asien.

Fehlbetrag verfünffacht

FACC hat seinen operativen Verlust wegen des Schadensfalls 2015/16 massiv ausgeweitet: Der operative Fehlbetrag verfünffachte sich gegenüber dem Jahr davor von 4,5 auf 23,4 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Mittwoch ad hoc mitteilte. Die Bilanzpressekonferenz, die für 10.30 Uhr in der Wiener Börse angesetzt war, wurde kurzfristig abgesagt.

Als "Einmaleffekt" belasteten im abgelaufenen Geschäftsjahr 41,9 Millionen Euro das Ergebnis. "Dank unmittelbar eingeleiteter Maßnahmen" habe ein Betrag von 10,9 Millionen Euro auf Empfängerkonten einer Sperre unterzogen werden können. Dieser Betrag ist laut FACC als "sonstige Forderung" bilanziert. Es sei davon auszugehen, dass "die auf den Empfängerkonten gesperrten Beträge mittelfristig rückfließen werden".

Ohne den "Fake-President"-Vorfall hätte FACC einen Betriebsgewinn von 18,6 Millionen Euro erzielt. Der Umsatz stieg um 11,1 Prozent auf 587,5 Millionen Euro.

Für das neue Geschäftsjahr 2016/17 erwartet das Unternehmen erneut einen Anstieg der Verkaufserlöse im zweistelligen Prozentbereich. Die Umsätze aus Entwicklungsleistungen würden aus heutiger Sicht in naher Zukunft das Niveau der Jahre 2012 und 2013 nicht mehr erreichen – Airbus und Boeing brächten kurzfristig keine neuen Großprojekte auf den Markt. (red, APA, 25.5.2016)