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Wann T. rex auch in der Popkultur schützende Lippen und ein buntes Federkleid tragen wird dürfen, ist unklar.

Foto: Reuters/CHARLES PLATIAU

Toronto – Unser Bild von Dinosauriern hat sich im Lauf der Zeit stark verändert – man vergleiche nur Illustrationen etwa aus den 1980er Jahren mit denen von heute. Am auffälligsten sind dabei die Federn, die in jüngeren Abbildungen zahlreiche Spezies schmücken. Die meisten Forscher gehen mittlerweile davon aus, dass weit mehr Dinosaurier gefiedert waren als man früher angenommen hatte. Selbst Tyrannosaurus rex dürfte in bunte Vorläufer heutiger Vogelfedern gehüllt gewesen sein.

Doch der König der Karnivoren könnte auch sonst anders ausgesehen haben, als gemeinhin dargestellt: Wie kanadische Forscher berichten, waren T. rex' mächtige Zähne möglicherweise hinter Lippen verborgen. "In den Vorstellungen der Popkultur sahen Dinosaurier schrecklich aus – mit großen Zähnen, die aus ihren Mäulern ragten, doch das ist nicht der Fall", sagte Robert Reisz (University of Toronto) bei einer Konferenz der "Canadian Society of Vertebrate Paleontology".

Zahnschmelz erhalten

Diese Theorie stützt sich auf eine dünne Schicht Zahnschmelz, die auch schon die Zähne von T. rex und anderen Theropoden überzog. Denn Zahnschmelz braucht ein feuchtes, mineralienhaltiges Milieu, um beständig zu bleiben und die Zähne etwa vor Säuren und Bakterien schützen zu können. Reisz und Kollegen untersuchten deshalb an heutigen Reptilien, wie diese ihre Zahngesundheit erhalten können.

Während etwa bei Krokodilen die Zähne zum Teil bei geschlossenem Maul außen liegen und damit eher der gängigen Vorstellung von T. rex ähneln, besitzen Warane dünne Lippen, die die Zähne schützen. Den Unterschied erklärt Reisz mit den verschiedenen Lebensräumen: Krokodile verbringen ihre Zeit größtenteils im Wasser und würden daher keine schützenden Lippen benötigen. "Ihre Zähne werden durch die aquatische Umwelt mit Feuchtigkeit versorgt", so der Forscher.

Kleiner wirkende Zähne

Reptilien mit Lippen würden normalerweise an Land leben, wo ihre Zähne anderer Schutzmechanismen bedürfen wie im Wasser – und das galt einst schon für Theropoden wie T. rex, ist Reisz überzeugt. Außerdem müsse man bedenken, dass die Zähne bei lebenden Dinosauriern teilweise von Zahnfleisch bedeckt waren. "Wenn wir schauen, wo der Zahnschmelz aufhört, sehen wir, dass ein wesentlicher Teil der Zähne nicht zu sehen war. Die Zähne wirkten also viel kleiner bei lebendigen Tieren als bei Fossilien."

Beeindruckend bleibt der Tyrannosaurus aber auch mit Lippen und Zahnfleisch: Der größte gefundene Zahn eines T. rex kommt inklusive Zahnwurzel auf eine Länge von 30 Zentimetern. "Sie waren immer noch große, beeindruckende Tiere und die Top-Prädatoren ihrer Zeit." (red, 29.5.2016)