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Kein "Haft Sin" ohne Sabzeh, das sind Weizen-, Gerste- oder Kressesprösslinge.

Foto: REUTERS/Morteza Nikoubazl

"Nouruz" ist ein altes Fest, das zum Frühlingsanfang nicht nur im iranischen Kulturraum, sondern auch in den ehemaligen Sowjetrepubliken Tadschikistan, Usbekistan, Aserbaidschan, Turkmenistan, Kasachstan und Kirgisistan gefeiert wird. Die Wurzeln des Festes findet man im alten Persien. Dieses Fest gehört zu den wichtigsten Feiertagen im Iran.

Mit "Nouruz" beginnt in den Ländern Iran und Afghanistan das neue Jahr. Die Zählung des neuen Jahres richtet sich im Iran nach dem Sonnenkalender, und das Jahr beginnt im Frühling mit der Tag-und-Nacht-Gleiche zwischen dem 19. und 23. März.

Auf Stunde und Minute genau berechnet

In der Achämeniden Ära (550 v. Chr. bis 330 v. Chr.) wurde die Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche zum offiziellen Jahresbeginn festgelegt, so wird im Iran dieser Zeitpunkt bis heute von Astronomen auf die Stunde und Minute genau berechnet. Man nennt ihn "Tahwil-e-Sal".

Seit 2010 ist der 21. März auf Beschluss der Vereinten Nationen als internationaler "Nouruz"-Tag anerkannt. Die Generalversammlung stellte in ihrer Erklärung fest, dass "Nouruz ein Frühlingsfest ist, das von mehr als 300 Millionen Menschen seit mehr als 3.000 Jahren im Nahen Osten, auf der Balkanhalbinsel, in der Schwarzmeerregion, im Kaukasus und in Zentralasien gefeiert wird".

Ein Jahr davor hatte die Unesco den "Nouruz"-Tag in die Liste der Meisterwerke des mündlichen und immateriellen Erbes der Menschheit aufgenommen. Heute findet dieses Fest jedes Jahr in verschiedenen Ländern statt. Jedes Land hat jedoch seine spezifische Schreibweise und Aussprache des Begriffs "Nouruz".

Als Zeichen für das Winterende und den Frühlingsanfang versucht man alles zu putzen oder zu erneuern. Somit beginnt man vor dem iranischen neuen Jahr einen Frühjahrsputz – den "Khuneh-Tekuni".

Sieben Sachen

Ein wichtiger Bestandteil des Festes "Nouruz" ist "Haft Sin". Man deckt einen Tisch mit sieben, oder auf Persisch, "Haft"-Sachen, deren Anfangsbuchstaben mit dem persischen S, nämlich "Sin", anfangen:

  • Sekke – Münze
  • Sib – Apfel
  • Sumach (ein Gewürz)
  • Sombol – Hyazinthe
  • Sir – Knoblauch
  • Sabseh – Weizen-, Gerste- oder Kressesprösslinge
  • Serke – Essig

Es kommen noch weitere Dinge auf den Tisch: ein Koran, ein Spiegel, Kerzen, ein Wasserkrug mit Goldfischen, bemalte Hühnereier und auch der Diwan von Hafis. Jeder Bestandteil des "Haft Sins" symbolisiert etwas. Münzen stehen etwa für Reichtum, und der Apfel für Gesundheit und Liebe.

Ältere beschenken Jüngere

Vor dem Jahreswechsel kommt die Familie neben dem Festtisch zusammen. Alle haben sich herausgeputzt und haben ihre neue oder schönste Kleidung angezogen. Gemeinsam wartet man auf die Jahreswende. Gleich nach der Ankündigung des neuen Jahres – "Tahwil-e-Sal" – beginnen die Familienmitglieder einander zu umarmen und ihre Glückwünsche zum neuen Jahr auszutauschen.

Daraufhin beschenken die Älteren die Jüngeren. Alle Erwachsenen in der Familie versuchen auf jeden Fall den Kindern etwas zu schenken. Diese bekommen meistens Geld in Form von frisch gedruckten Geldscheinen. Das ist einer der Gründe, weswegen sich Kinder besonders auf "Nouruz" freuen.

Man besucht sich gegenseitig, und auf diese Weise sehen sich Freunde und Verwandte mehrmals. Das Fest ist auch eine gute Gelegenheit zur Versöhnung, die man gern nutzt.

Die Neujahrszeit endet am 13. Frühlingstag mit einem Ausflug in die Natur und am 14. Frühlingstag enden die Ferien für Schüler und Studenten. (Hanieh Parvizian, 30.5.2016)