Dharamsala – Der Premierminister der Exiltibeter, Lobsang Sangay, ist am Freitag im nordindischen Dharamsala für seine zweite Amtszeit vereidigt worden. "Ich danke allen Tibetern, dass sie mir die Gelegenheit dieser zweiten Amtszeit geben", sagte er in seiner Antrittsrede, die im Internet übertragen wurde.

Sangay war im April mit 57 Prozent der Stimmen wiedergewählt worden. Etwa 130.000 Exiltibeter leben in mehr als 40 Ländern weltweit, vor allem aber in Indien, Nepal und Bhutan. Im Jahr 2011 hatte Sangay die Rolle des politischen Oberhaupts der Exiltibeter vom Dalai Lama übernommen, der immer noch deren spirituelles Oberhaupt ist.

Streben nach mehr Autonomie

In Anwesenheit des Dalai Lama versprach Sangay, dessen Politik des Mittleren Weges fortzuführen. Sie strebt keine völlige Unabhängigkeit Tibets von China an, sondern größere Autonomie unter Chinas Herrschaft. Idealerweise wolle man echte Autonomie schon während dieser Amtszeit erreichen, die fünf Jahre dauert. Tibet sei aber auch stark genug, noch 50 Jahre weiter dafür zu kämpfen.

Die Regierung mit Sitz im nordindischen Dharamsala wird von keinem Land der Welt anerkannt. Die tibetische Hochebene gehört zu China, seit die Volksbefreiungsarmee dort 1950 einmarschierte und das Land 1951 seine Unabhängigkeit aufgab. (APA, 27.5.2016)