Im November 2006 entstand diese Aufnahme, die Ernst Fuchs bei der Arbeit an dem nun zur Versteigerung gelangenden Bild zeigt.

Foto: Archiv/Ernst Fuchs Privatstiftung

Anfang 2009 sollte Christus vor Pilatus, ein 2007 datiertes "Pastell auf Leinwand" des 2015 verstorbenen Ernst Fuchs bei "Im Kinsky" versteigert werden. So weit die Theorie, denn in der Praxis gelangte das 265 mal 204 cm große Werk gar nicht erst zur Auktion. Denn hinter den Kulissen tobte seit Monaten ein Streit zwischen der Ernst Fuchs Privatstiftung und Auteno, ebenfalls ein Auktionshaus.

In deren Niederlassung, den adaptierten Räumlichkeiten der ehemaligen Elin-Werke, waren 2008 über eine Ausstellung Bilder verkauft worden. Darunter Chronos, für die die Stiftung 500.000 Euro veranschlagt hatte, Aufnahme Maria in den Himmel (50.000) sowie Paradiso (600.000). Sie wechselten, abzüglich eines Rabatts, für etwas mehr als eine Million Euro in den Besitz von Frank Stronach.

Hohe Vermittlungsprovision

Der Verkauf wäre sowieso zustande gekommen, da man bereits in Kontakt mit dem Industriellen gewesen sei, argumentierte die Fuchs-Seite. Auteno sah das anders, pochte auf eine Vereinbarung und forderte eine Vermittlungsprovision in der Höhe von 300.000 Euro. Der Streit landete vor Gericht, denn Auteno hatte zur Durchsetzung der Ansprüche mehrere Fuchs-Werke einbehalten: insgesamt 31, darunter auch mit Pilatus jenes Bild, das die Familie Fuchs versteigern lassen wollte.

2009 sollte "Christus vor Pilatus", ein 2007 datiertes "Pastell auf Leinwand" von Fuchs, bei "Im Kinsky" versteigert werden.
Foto: Im Kinsky

Die Geschichte zu dieser Causa publizierte der STANDARD im Februar 2010. Die Recherchen führten damals auch in die Auteno-Niederlassung, wo es Interessantes zu entdecken gab. Denn an der Hallenwand lehnte ein Großformat, das sich als Digitaldruck entpuppte. Zweifelsfrei, wie etwa die Druckkontrollleiste am Bildrand belegte. Das Motiv: Urteil des Paris, für das eine 130 x 150 cm große Fuchs-Zeichnung von 1965-66 eingescannt und auf 400 x 450 cm vergrößert auf Leinwand gedruckt worden war. Dieses Bild harre, wie auch Triumph Christi nach einer Zeichnung von 1962-65, noch der Bearbeitung, erklärte der Auteno-Geschäftsführer. In der Art Malen nach Zahlen hätten diese Werke, wie viele andere zuvor, von Fuchs-Schülern bemalt werden sollen.

Auch die an Stronach verkauften Bilder, erzählt er, seien seiner Erinnerung nach auf diese Weise produziert worden. Dazu wurde das Atelier im Obergeschoß der Industriehalle genutzt. Manche Bilder wurden aber auch in Monaco produziert, wie aktuelle Recherchen belegen: darunter das von einem seiner Schüler mit besonderer Akribie bemalte Zodiac Tree und Stronachs Paradiso.

Stattlicher Verkaufswert

Auf damalige Anfrage bestätigte Fuchs' Schwiegertochter dieses Verfahren, betonte jedoch, dass den großflächigen Vorarbeiten stets die Feinjustierung des Meisters folgen würde. Ergänzt um die Signatur, repräsentierten diese Werke, laut einem dem Standard vorliegenden Verzeichnis, einen von der Stiftung mit 450.000 bis 600.000 Euro bemessenen Verkaufswert. Stattlich, bedenkt man, dass es sich um bemalte Drucke handelt. Eine Arbeitsweise, die aufgrund der digitalen Vorlage deutlich weniger Aufwand verursacht. Verkürzt um den künstlerischen Prozess ist ein solches Werk einer Reproduktion wohl näher als einem Original.

Auch Christus vor Pilatus, dem eine eingescannte Schwarz-Weiß-Zeichnung (47 mal 62 cm) von 1955-56 als Vorlage diente, entstand auf diese Weise. Das belegen Fotos, die den Meister in Doppelreiher-Adjustierung an der Leinwand arbeitend zeigen. Eines davon wurde jetzt im Vorfeld der Kinsky-Auktion am 8. Juni im Katalog publiziert. Gemäß dem Schätzwert soll das bemalte Großformat zwischen 100.000 und 200.000 Euro einspielen. (Olga Kronsteiner, Album, 28.5.2016)