Die hellen Strahlen rund um den Kometen Tschuri nennt man Koma. In diesen Ausgasungen haben Forscher nun elementare Voraussetzungen für Leben gefunden: Phosphor und sogar die einfache Aminosäure Glyzin.

Foto: ESA/Rosetta/Navcam

Bern/Wien – Die Theorie ist ein Dauerbrenner der Astrobiologie und nach wie vor umstritten. Bereits in der Antike vermuteten Naturforscher, dass unser Planet aus dem All mit Leben oder zumindest dessen Grundbausteinen versorgt worden ist. Konkrete Beweise für die Hypothese gibt es aber nicht – und schon gar nicht für die sogenannte Panspermie, deren Anhänger gar davon ausgehen, dass komplexe biologische Moleküle auf die Erde fielen.

Doch für die Annahme, dass einfache Lebensbausteine womöglich von da draußen kamen, gibt es immerhin einige Hinweise – und ab sofort einen nicht ganz unbedeutenden mehr: Forscher entdeckten mithilfe der Raumsonde Rosetta, dass sich in der Koma (also den strahlenförmigen Ausgasungen) des Kometen Tschurjumow-Gerassimenko Bausteine des Lebens befinden, darunter auch die einfachste Aminosäure, nämlich Glyzin.

Proben vom Kometen

Zwar wurden bereits mehr als 140 verschiedene Moleküle im interstellaren Medium zwischen den Sternen nachgewiesen und 2002 sogar Glyzin. Und auch von der NASA gesammelte Proben eines Kometen hatten Hinweise auf die Aminosäure geliefert, doch konnte man damals Verunreinigungen nicht ausschließen.

Nun aber ist sich ein internationales Forscherteam um Kathrin Altwegg (Uni Bern) ganz sicher: Die Forscher haben mithilfe des Messinstruments Rosina der Raumsonde Rosetta Glyzin in der Dunstwolke um Tschuri detektiert. Doch nicht nur das: Altwegg und ihr Team vermelden im Fachblatt "Science Advances" auch die Identifizierung von Methylamin und Ethylamin, die es zur Entstehung von Glyzin im Eis braucht. Zudem fand sich in der Koma von Tschuri auch Phosphor, der ebenfalls ein Schlüsselelement für das Leben ist.

Die größte Konzentration der Aminosäure stellten die Forscher fest, als sich Tschuri an seinem sonnennächsten Punkt befand und seine Ausgasung am stärksten war. "Es scheint, als ob das Glyzin vom Eismantel von Staubkörnern verdampft, die im Sonnenlicht relativ heiß werden können", erklärte Altwegg. Das könnte auch erklären, weshalb Glyzin, das nicht sehr flüchtig ist und erst bei 150 Grad Celsius verdampft, bei anderen Kometen-Missionen nicht entdeckt wurde.

Für Matt Taylor, Rosetta-Projektwissenschafter der Europäischen Weltraumagentur ESA, bestärkt der Fund jedenfalls die Annahme, dass Kometen tatsächlich am Ursprung des irdischen Lebens beteiligt waren. (tasch, 28.5.2016)