Manche sehen im Rücktritt von Mohammed Alloush von der Spitze des Verhandlungskomitees (HNC) der syrischen Opposition den nahenden Zusammenbruch der Syrien-Diplomatie – andere neue Chancen. Mit Alloush geht der Chef einer durchaus umstrittenen islamistischen Rebellengruppe, der "Armee des Islam", die die Macht in den von ihr kontrollierten Gebieten nicht gern teilt. Alloush ist mit radikalen Äußerungen über die Alawiten im Allgemeinen – nicht nur das Assad-Regime – aufgefallen. So wie sein Koverhandler vom HNC, Asaad al-Zoubi, der angeblich auch zurücktreten will, die syrischen Kurden pauschal als "Banditen und Söldner" bezeichnet.
Auffällig ist, dass die HNC-Spitze just nach dem russisch-golfarabischen Gipfel in Moskau zu bröckeln beginnt: Der Abgang Alloushs und Zoubis, ganz nach russischem Geschmack, könnte für andere Gruppen den Weg nach Genf öffnen, vor allem für die stärkste Kurdenpartei PYD, aber auch Persönlichkeiten aus der innersyrischen Opposition, denen das HNC bisher zu fremdbestimmt war.
Hinter diesen Verschiebungen steht einmal mehr ein US-russischer Grundkonsens: Die USA unterstützen Moskaus Genf-Politik und haben selbst vor dem Ende der Präsidentschaft Barack Obamas vorrangig das Ziel, einen wichtigen Sieg gegen den "Islamischen Staat" einzufahren, am besten in Raqqa. Russland, das Palmyra befreit hat, muss ihnen das gönnen – und bekommt anderswo seinen Willen. (Gudrun Harrer, 30.5.2016)