Wien – Naht das Ende der Zigarettenautomaten? Und wird Rauchen im Auto, wenn Kinder mitfahren, verboten? Beide Maßnahmen, die es bereits in vielen EU-Ländern gibt, werden anlässlich des Weltnichtrauchertags am Dienstag von der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie vehement auch für Österreich gefordert.

Was vorerst sicher kommt, sind die Gruselbilder. Neue Zigarettenpackungen dürfen laut EU-Verordnung nur mehr mit drastischen Abbildungen möglicher Folgen des Rauchens in den Handel kommen. Alte Bestände können bis Mai 2017 verkauft werden. Die Bilder von krebszerfressenen Lungen und Kehlköpfen, schwarzen Zahnruinen, freigelegten Augäpfeln oder künstlich beatmeten Babys sollen vor allem junge Menschen davon abhalten, überhaupt mit dem Rauchen anzufangen.

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Die WHO fordert Plain Packs, also Zigarettenpackungen ohne Markenlogos, dafür mit Schockbildern. In dieser französischen Trafik wurde dagegen protestiert. Frankreich und Großbritannien haben die Maßnahme trotzdem freiwillig als erste EU-Länder vor kurzem beschlossen.
Foto: Reuters / Eric Gaillard

Die Holzhammermethode ist (nicht nur unter Rauchern) umstritten. Doch wenn man den Warnungen von Medizinern Gehör schenkt, ist jede Methode recht: "Im letzten Jahrhundert verursachten Krankheiten, die auf Rauchen zurückzuführen sind, mehr als 100 Millionen Tote. Das sind mehr Opfer, als alle Kriege im selben Zeitraum gemeinsam gefordert haben", sagt Robert Pirker, Krebsexperte des Comprehensive Cancer Center (CCC) der Med-Uni Wien und des AKH. Falls es zu keiner wesentlichen Veränderung des globalen Rauchverhaltens komme, "werden wir in diesem Jahrhundert mehr als eine Milliarde Todesfälle zu beklagen haben".

14.000 Tote in Österreich

In Österreich sterben derzeit nach Expertenschätzungen zwischen 11.000 und 14.000 Menschen jährlich an den Folgen des Rauchens, weltweit sind es sechs Millionen. Rund 700.000 Menschen in Österreich sind hochgradig nikotinabhängig, aber es gibt Anlass zur Hoffnung: Zwar rauchen immer noch 21 Prozent der Österreicher täglich, elf Prozent gelegentlich. "Bei Jugendlichen nimmt der Zigarettenkonsum aber ab", heißt es im neuen Kompetenzzentrum Sucht der Gesundheit Österreich GmbH (nationales Forschungs- und Planungsinstitut für das Gesundheitswesen). So hatten 2003 49 Prozent der österreichischen Jugendlichen in den vorangegangenen 30 Tagen zumindest eine Zigarette geraucht. 2015 waren es 29 Prozent.

Im internationalen Vergleich gehört Österreich laut EU-Liste gemeinsam mit Spanien, Lettland, Polen, Ungarn und Griechenland zu den Ländern, wo am meisten gepofelt wird. Weniger als ein Viertel der Bevölkerung zünden sich (regelmäßig und gelegentlich) in Portugal, Italien, der Slowakei, Schweden und Finnland eine Zigarette an.

Die Schockbilder auf Zigarettenpackungen sind nicht der einzige Versuch, Tabakprodukte weniger sexy zu machen. Die EU-Verordnung sieht auch vor:

  • Der Markenname rückt auf den Packungen nach unten, ganz oben müssen nun die schriftlichen Warnhinweise stehen.
  • Charakteristische Aromen wie Kirsche und Vanille werden verboten. Mentholzigaretten erhielten eine Galgenfrist bis 2020, weil sie einen Marktanteil von mehr als drei Prozent haben.
  • Inhaltsstoffe verschwinden. Angaben zu Teer-, Nikotin- und Kohlenmonoxidemissionswerten dürfen nicht mehr aufgedruckt werden, weil sie suggerieren könnten, dass es Unterschiede in der Gesundheitsgefährdung gibt. Stattdessen kommt die allgemeine Info: "Tabakrauch enthält über 70 Stoffe, die erwiesenermaßen krebserregend sind."
  • Packungen erhalten eine Mindestgröße. Schachteln mit nur zehn Zigaretten werden in der EU vom Markt genommen.
  • E-Zigaretten, die Nikotin verdampfen, erhalten erstmals eine Beschränkung der Nervengiftkonzentration. Außerdem müssen auch diese Produkte mit schriftlichen Gesundheitswarnungen versehen werden. (Michael Simoner, 31.5.2016)