Den "richtigen Arzt zur richtigen Zeit" zu finden, kann bei viele Erkrankungen des Verdauungstraktes essenziell sein – und schwierig.

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80.000 Österreicher leiden an chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Viele der Krankheiten sind gut behandelbar, wenn sie frühzeitig erkannt werden. Das Wissen darüber ist bis dato gering – selbst bei Hausärzten, die meist die ersten Ansprechpersonen sind, hieß es nun bei einer Pressekonferenz in Wien.

Glutenfreie Ernährung (frei von Klebereiweiß) ist derzeit ein heiß diskutiertes Gesundheitsthema. Sinnvoll ist sie vor allem bei Zöliakie und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis. Bei Gesunden nütze eine solche Ernährung nichts. Nicht nur bei der Bevölkerung, selbst bei Allgemeinmedizinern herrsche rund und um das Tabuthema Verdauung dringender Aufklärungsbedarf, erläuterten Experten und Betroffene. Von ersten Symptomen wie Bauchschmerzen bis zur Behandlung vergehen oft drei Jahre. Sowohl die Zahl der Patienten als auch die der mittlerweile großteils völlig schmerzfreien Untersuchungsmethoden steigt.

Zu spät diagnostiziert

"Man redet zwar über jeden Scheiß, aber über Scheiß redet man nicht", drückte es die Patientin Michaela Schara drastisch aus. Mittlerweile Bloggerin, Cartoonistin und Autorin, teilt sie ihre Erfahrung über den Morbus Crohn, der nicht selten sehr individuell verläuft und zu spät diagnostiziert wird. Ihr Leidensweg zeigt exemplarisch: Den "richtigen Arzt zur richtigen Zeit" zu finden, kann bei viele Erkrankungen des Verdauungstraktes essenziell sein – und schwierig. Dabei belegt die Forschung immer deutlicher, dass ein gesunder Darm eine zentrale Rolle für Wohlbefinden und Gesundheit des Menschen spielt, weit über die bloße Nährstoffaufnahme hinaus.

5.000 Menschen erkranken pro Jahr in Österreich an Darmkrebs, die Hälfte stirbt später daran. Ein neuer Gentest zeigt das Risiko für die erblich bedingte Variante, die fünf bis sieben Prozent betrifft. Ein Fachvortrag am "Langen Tag des Darms" beschäftigt sich mit diesem Verfahren. (APA, red, 1.6.2016)