Artur Wechselberger spricht sich für eine Reform der Sozialversicherungen aus. Versicherte sollen wählen dürfen.

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Wien – Ärztekammer-Präsident Artur Wechselberger begrüßt die von Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) angesprochene Reform der Sozialversicherungen mit einer Zusammenlegung von Trägern. Eine Reduktion der Zahl der Krankenkassen sei "eine Grundvoraussetzung zu einer Effizienzsteigerung", sagte Wechselberger. Gleichzeitig plädiert er für eine Wahlfreiheit unter den bestehenden Kassen.

Die Frage der Zusammenlegungen sollte ebenso wie jene der organisatorischen Notwendigkeit einer dominanten Zentralorganisation ohne Tabu und ergebnisoffen diskutiert werden, forderte der Ärztekammer-Präsident. Überfällig ist für ihn auch der Ausbau der Leistungskataloge, die seit Jahren der medizinischen Entwicklung nachhinken würden.

Wechselberger für Versicherungspflicht statt Pflichtversicherung

Ein probates Mittel, die einzelnen Sozialversicherungen zu einem besseren Leistungsangebot zu motivieren, sieht Wechselberger in einer Art eingeschränkter Versicherungspflicht statt der derzeit bestehenden Pflichtversicherung. Konkret spricht er sich für die Möglichkeit einer freien Wahl zwischen den bestehenden sozialen Krankenkassen aus, nicht aber für ein Öffnen des Marktes für private Versicherungen. Die sozialen Krankenkassen hätten nach den Vorstellungen Wechselbergers dann die Chance, neben verbesserten Serviceleistungen mit speziellen Zusatzleistungen um Versicherte zu werben.

Moderne Leistungskataloge, Entbürokratisierung, Abbau von Kontrollregimen und zeitgemäße Honorierung von ärztlichen Leistungen sieht Wechselberger als "unabdingbare Grundlage jeder Neuorganisation". Ohne diese grundlegenden Veränderungen würden die Versicherten weiter in den privatmedizinischen Bereich ausweichen und die Ärztinnen und Ärzte ihre Leistungen außerhalb des Versorgungssystems der sozialen Krankenversicherungen erbringen, glaubt der Ärztepräsident.

"Die Krankenkassen müssen bei verstärkter Patientenorientierung in die Lage versetzt werden, die Spitäler zeitgemäß zu entlasten und eine wohnortnahe Gesundheitsversorgung auf erforderlichem Niveau sicherzustellen. Dies bedingt auch die Stärkung der Selbstverwaltung zur direkten Umsetzung der Patientenbedürfnisse. Die Politik ist aufgerufen, diesen Prozess einzuleiten und rasch voranzutreiben", erklärte der Ärztekammer-Präsident. (APA, 1.6.2016)