Warum Kinder am Abend nach dem Zubettbringen nicht allein bleiben möchten, kann vielerlei Gründe haben.

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Lisa ist ein quirliges kleines Mädchen, das, seit es auf der Welt ist, ungern schläft. Den ganzen Tag über spielt die Fünfjährige mit Kindergartenfreundinnen und -freunden oder zu Hause mit ihrer großen, achtjährigen Schwester Melanie. Meist ist die Kleine gut aufgelegt und lacht fröhlich. Täglich ist Lisa wie ausgewechselt, wenn die Vorbereitungen für die Schlafenszeit beginnen. Da fällt ihr dann alles Mögliche ein, um das Zubettgehen hinauszuzögern. Sie möchte noch spielen, den Eltern etwas erzählen oder in ihrem Zimmer noch etwas nachsehen.

Roland hat keine Lust, jeden Abend schon um 22 Uhr ins Bett gehen zu müssen. Der 13-Jährige findet, es wäre an der Zeit, selbst entscheiden zu dürfen, wann er zu Bett geht. Denn schließlich sei er es auch, der dann in der Früh wieder aufstehen müsse. Sein Standpunkt ist, dass ihm die Eltern einfach vertrauen sollten. Jedes Mal laufen die Diskussionen jedoch darauf hinaus, dass diese meinen, er bräuchte noch Anweisungen zur Wichtigkeit des Schlafes, denn sonst würde er die ganze Nacht vor der Playstation sitzen.

Der 14-jährige Marco hingegen geht immer zur festgelegten Zeit ins Bett. Er würde gerne schlafen, allerdings kreisen in seinem Kopf so viele Gedanken über die Schule, seine Eltern, seine Freunde und sein ganzes Leben, dass er einfach nicht zur Ruhe kommt. Also schaut er verbotenerweise im Bett noch Handyvideos an. Da er abends nicht einschlafen kann, ist er dauernd unausgeschlafen, grantig und in der Schule unaufmerksam.

Unterschiedliche Schlafbedürfnisse

Schlafen können und schlafen wollen ziehen sich wie ein roter Faden durch das ganze Leben. Die Menschen sind unterschiedlich in ihrem Schlafbedürfnis und in ihrem Biorhythmus. Da gibt es diejenigen, die viel Schlaf benötigen und auch bei jeder Gelegenheit einschlafen können. Im Gegensatz dazu jene, die von Geburt an eher wenig Schlaf brauchen, somit spät einschlafen und zeitig wieder wach sind.

Schon die Kleinsten unterscheiden sich sehr stark bei der Schlafdauer, dem Schlafrhythmus und den Gewohnheiten bei Ein- und Durchschlafen. Innerhalb einer Familie finden sich meist die verschiedensten Schlaftypen. Oft ist das zunächst auch kein Problem. Babys schlafen viel. Die Einschlafsituation von Kindern ändert sich in vielen Fällen, wenn sie in der Lage sind, selbstständig aus ihrem Bettchen zu kommen.

Rituale lassen Kinder zur Ruhe kommen

Abendliche Rituale helfen beim Einschlafen, jedes Kind und auch viele Erwachsene lieben Rituale. Sie helfen zur Ruhe zu kommen und sich in unsicheren Zeiten und Situationen zurechtfinden zu können. Sie geben Stabilität und Sicherheit, sind vertraut, bekannt und lassen Jung und Alt entspannter sein. Gemeinsam im Bett eine Geschichte vorlesen, noch einen Teil eines Hörspiels anhören, noch etwas spielen oder aber auch nur zusammen kuscheln und einander vom Tag zu erzählen, sind einige solcher Rituale.

Warum Kinder am Abend nach dem Zubettbringen nicht allein bleiben möchten, kann vielerlei Gründe haben. Es ist gut möglich, dass der Nachwuchs Angst hat, sich von Mama und Papa zu trennen und allein im Zimmer zurückzubleiben. Ebenso gut kann es auch die Neugierde sein, die das Kind aus seinem Bettchen zurück ins Wohnzimmer treibt, denn während es selbst schlafen soll, sind die Eltern und andere Geschwister vielleicht noch wach.

Aber auch die Furcht vor Dunkelheit und Monstern im Zimmer kann Kinder wieder aus dem Bett treiben und dazu führen, dass das eigentlich müde Kind im Wohnzimmer unbedingt noch etwas erledigen möchte. Im Normalfall sind es nicht Durst, Hunger oder was auch immer, die das Kind immer wieder zu den Eltern gehen lassen.

Zeit nehmen für die Einschlafsituation

Schwierig kann das Thema Schlafen für viele Familien auch deshalb sein, weil Eltern Vorstellungen und Ideen davon haben, wie viel Schlaf ein Kind braucht und wann es schlafen sollte. Zusätzlich haben Mama und Papa nach einem anstrengenden Tag oft ein viel größeres Ruhebedürfnis als ihre Kinder.

Je ärgerlicher Mutter, Vater, Großeltern oder Babysitter in der Einschlafsituation werden, wenn das Kind immer wieder aus dem Bett kommt, desto schwieriger wird es, dass das Kind zur Ruhe kommt. So schwer es fällt, wenn man selbst schon müde und genervt ist, so ist es doch am ehesten zielführend, beim Schlafenlegen der Kinder Zeit zu haben und selbst ruhig zu bleiben.

Ihre Erfahrungen?

Wie immer gibt es nicht die eine Lösung. Passend ist, was für alle Beteiligten das Angenehmste ist. Wie gestalten Sie die Einschlafsituation? Welche Rituale helfen Ihren Kindern und Ihnen beim Einschlafen? Posten Sie Ihre Erfahrungen und Ideen im Forum! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 3.6.2016)