Ein Projekt mit kompakten Wohnungen ist im 22. Bezirk geplant.

Visualisierung: Room4U

Kleine Wohnungen gab es schon immer: Sie werden Garçonnière genannt, bestehen meist aus nur einem Zimmer und sind oft in etwas in die Jahre gekommenen Wohnhäusern gelegen. Seit kurzem heißen Kleinwohnungen aber auch "Smartments" oder Mikroapartments. Sie werden aufgrund von steigenden Immobilienpreisen und einer wachsenden Zahl an Singlehaushalten immer häufiger gebaut und haben mit einer Garçonnière nicht mehr viel gemeinsam.

Von Klagenfurt nach Wien

"Die klassische Garçonnière sollte im Aussterben begriffen sein", meint denn auch Elisabeth del Carlo, Geschäftsführerin des Unternehmens Room4U mit Sitz in Klagenfurt. Denn Wohnen auf kleinem Raum müsse nicht, wie bei einer Garçonnière oft der Fall, auf Kosten der Lebensqualität gehen: "Wenn geschickt geplant wird, kriegt man Komfort auch auf wenigen Quadratmetern unter."

Gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Architekten Mario del Carlo, hat die Kärntner Bauträgerin im Rahmen eines "Laborversuchs" in Klagenfurt ein solches Projekt mit vier Kleinwohnungen verwirklicht.

Nun wollen sie das auch in Wien umsetzen: Derzeit befindet sich das erste Projekt mit 28 Wohnungen im 22. Bezirk in der Genehmigungsphase. Die Wohnungen werden zwischen 30 und 60 Quadratmeter groß sein. Wenn alles nach Plan läuft, soll im Herbst mit dem Bau begonnen und die Mietwohnungen 2017 übergeben werden. Entstehen sollen Wohnungen, "die für eine gewisse Zeit passen", so Elisabeth del Carlo über ihr Konzept der "Lebensabschnittswohnung": "Man kommt – und dann geht man wieder."

Projekte in U-Bahn-Nähe

Weitere Projekte in Wien sollen folgen. Wichtig sei, solche Wohnungen im urbanen Raum und mit U-Bahn-Nähe zu bauen: "Was ich nicht an geografischer Nähe habe, muss ich durch eine super Anbindung wettmachen." Zur Miete für das erste Projekt in Wien hält man sich bedeckt: "Das Ziel sind leistbare Mietwohnungen." Nachsatz: "Aber wir brauchen natürlich eine Rendite."

Wichtig bei der Planung ist für Mario del Carlo, dass der Schlafbereich in jeder noch so kleinen Wohnung abgetrennt werden kann – etwa durch eine Schiebetür oder einen Vorhang.

"In den meisten Wohnungen, die wir planen, gibt es außerdem einen Abstellraum, in dem auch die Waschmaschine Platz hat, und ein Badezimmer mit Badewanne", erklärt er. Denn "Wellness-Feeling" komme eben nicht auf, wenn neben der Badewanne die Wäsche geschleudert wird. Zudem müssten die Flächen so geplant sein, dass Möbel mit Standardmaßen auch tatsächlich hineinpassen.

Hotelzimmer und Caravans

Wichtig für die Planung sei, die Zielgruppe genau zu definieren: Junge Menschen und Paare bzw. Alleinstehende oder Pendler, die auf der Suche nach einer Zweitwohnung sind. Und dann müsse man genau durchdenken, wie deren Alltag aussieht, erklärt Elisabeth del Carlo. Für die Planung kleiner Wohnungen haben sie und ihr Mann sich von gut konzipierten Hotelzimmern und Caravans inspirieren lassen.

Dennoch: Das Schrumpfen von Wohnungen ist für viele ein sehr emotionales Thema, das oft mit einem Verlust an Lebensqualität assoziiert wird. Das sei aber mitunter auf eine "laienhafte Betrachtung" zurückzuführen, meint Mario del Carlo: Denn 35 Quadratmeter könnten groß oder klein sein – je nachdem, wie man sie konzipiert. "Und wir wollen ja nicht die Familie mit zwei Kindern in die Kleinwohnung stecken."

Allgemeinflächen mit Sparpotenzial

Für Pärchen wiederum sollte eine gut geplante 35-Quadratmeter-Wohnung aber funktionieren, und es sollten genügend Rückzugsmöglichkeiten vorhanden sein.

Wo kann wertvoller Platz eingespart werden? Bei Allgemeinflächen zum Beispiel, meint Elisabeth del Carlo. Denn die meisten Bewohner wollten nach der Arbeit ihre Ruhe haben – und nicht in der Gemeinschaftsküche feiern: "Der Wirt ums Eck ist da wahrscheinlich wichtiger für die Lebensqualität." (Franziska Zoidl, 5.6.2016)