
Buntes Historienspektakel: "Menandros & Thaïs".
Kaum innig vereint, schon aus den Händen gerissen. Menandros & Thaïs ist der ungewöhnliche Fall eines tschechisch-österreichischen "Sandalenfilms", der ein liebestolles Drama erzählt – samt Hexen, Schwertkämpfen, Täuschungsmanövern und verblüffenden Volten. Ein eklektizistischer Bilderbogen, der die Nähe zu griechischen Mythen sucht.
Ein schmachtendes Liebespaar wird gewaltvoll auseinandergerissen, Thaïs verkauft, verschleppt und versklavt, worauf Menandros seinen Anzug gegen Kriegsgeschirr tauscht und zu einer spektakulär (und blutig) verlaufenden Rettungsmisssion aufbricht.
Der von Antonín Silar und Ondrej Cikán ohne Fördermittel, dafür mit hunderten Amateuren realisierte Film ist nun ein paar Tage lang im Wiener Burg-Kino zu sehen. Der Gräzist Cikán ist auch Autor der Vorlage, Film wie Roman bauen aus Gegenwartselementen und historischen Versatzstücken eine hybride Gegenwelt.
Kontraste bleiben bestimmend. Die Figuren deklamieren (aus dem Off oder nachsynchronisiert), die Bildebene ist bald bühnenhaft abstrakt, bald unwirklich wie ein Fiebertraum oder lebhaft wie ein hektisches Peplum.
Erzählerisch wirkt Menandros & Thaïs so, als würde er mit der schönen Entführten einer Fata Morgana hinterherlaufen, die immer weiter in die Ferne rückt. Seine Stärke liegt in der Lust an visuellen Ideen – ob einheitlich oder nicht, spielt nicht die wichtigste Rolle. (kam, 3.6.2016)