Kein ruhiger Alltag: Kinder fordern ihre Eltern in jedem Fall. Ob sie deshalb gleich mit der Diagnose ADHS zu medikalisieren sind, erfordert eine differenzierte Abklärung und multimodale Therapieansätze.

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Auch bei Krankheiten gibt es Moden. ADHS, das Aufmerksamkeitsdefizits-und-Hyperaktivitätssyndrom, kommt vielen Eltern dann in den Sinn, wenn ihre Kinder zu zappelig sind. Allerdings: Nicht jedes unkonzentrierte Kind hat tatsächlich auch ADHS. Erst nach einer genauen psychiatrischen Abklärung kann eine Diagnose gestellt werden – und erst dann kann unter Umständen auch das Medikament Ritalin verschrieben werden.

Dass ADHS nicht nur eine Krankheit sondern auch ein Markt ist, haben findige Vertreter von orthomolekularer Medizin entdeckt. Sie behaupten, ADHS-Kindern fehlen Mikronährstoffe wie Magnesium oder Zink. Sobald diese durch entsprechende Nahrungsergänzungsmittel substituiert würden, besserten sich die Symptome von ADHS.

Falsche Versprechungen

Die unabhängige Arzneimittelinformationsplattform "Gute Pillen – schlechte Pillen" hat die Argumentation der orthomolekularen Medizin und die Studienlage nun genau untersucht. Für Versprechungen, dass sich Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern mit ADHS-Diagnose mit harmlosen Nahrungsergänzungsmitteln bessern lassen, fehlen verlässliche wissenschaftliche Belege.

Deshalb ist es nicht sinnvoll, Kinder auf eigene Faust mit solchen Mikronährstoffen zu versorgen. Zudem, so die Autoren der Studie, sparen Eltern auf jeden Fall Geld. Die Nahrungsergänzungsmittel sind keineswegs kostengünstig.

Empfehlenswert hingegen ist psychotherapeutische Unterstützung, die Autoren der Studie raten, sich an Selbsthilfegruppen für ADHS zu wenden. In Österreich ist Adapt eine erste Anlaufstelle, aber auch in den Bundesländern gibt es zahlreiche Beratungsstellen. (red, 7.6.2016)

Originaluntersuchung:

Vermeintlich sanfte Hilfe bei ADHS