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Der Anschlagsort in Istanbul liegt nahe dem historischen Stadtzentrum.

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Die Istanbuler Polizei sammelt Hinweise auf die Täter.

Foto: AFP PHOTO / OZAN KOSE
  • Anschlag tötet sieben Polizisten und vier Zivilisten
  • Tatort liegt in der Nähe der Touristenziele Großer Basar und Blaue Moschee
  • Präsident Erdoğan macht PKK verantwortlich
  • Bisher vier Verdächtige festgenommen
  • Außenministerium rät zu erhöhter Vorsicht

Istanbul – Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) für den Bombenanschlag in Istanbul verantwortlich gemacht, bei dem am Dienstagmorgen mindestens elf Menschen getötet wurden. Es sei "nichts Neues", dass "die Terrororganisation" ihre Anschläge in großen Städten verübe, sagte Erdoğan nach einem Besuch bei Anschlagsopfern in einem Istanbuler Krankenhaus. "Terrororganisation" ist die übliche Bezeichnung der türkischen Regierung für die PKK.

Mindestens elf Tote

Im historischen Zentrum von Istanbul detonierte am Morgen eine ferngezündete Bombe, als ein Fahrzeug mit Bereitschaftspolizisten vorbeifuhr. Dabei wurden mindestens elf Menschen getötet, unter ihnen sieben Polizisten. Mindestens 36 Menschen wurden verletzt, drei von ihnen befanden sich in einem lebensbedrohlichen Zustand.

Laut dem Fernsehsender TRT explodierte die Bombe gegen 7.40 Uhr. Sie war gegenüber einem bei Touristen beliebten Hotel in der Nähe der U-Bahn-Station Vezneciler platziert, von der aus zahlreiche Sehenswürdigkeiten in der Altstadt wie der Große Basar und die Süleymaniye-Moschee schnell zu erreichen sind.

Zahlreiche Rettungskräfte und Feuerwehrwagen waren im Einsatz, um die Verletzten zu versorgen. Ein zertrümmertes Polizeifahrzeug war zu sehen, geparkte Autos wurden ebenfalls beschädigt. Durch die Wucht der Explosion gingen Schaufenster zu Bruch, Medienberichten zufolge waren auch Schüsse zu hören.

Vier Festnahmen

Zu dem Angriff am zweiten Tag des muslimischen Fastenmonats Ramadan bekannte sich zunächst niemand. Der Nachrichtenagentur Anadolu berichtete von vier Festnahmen in Istanbul. Zu den Festnahmen sei es im Zusammenhang mit der Anmietung des Fahrzeugs gekommen, das bei dem Anschlag explodierte.

Die Behörden in der Türkei sind wegen des wiederaufgeflammten Kurdenkonflikts und der sich häufenden Attentaten in höchster Alarmbereitschaft. Seit Jahresbeginn wurden in Istanbul und Ankara mehrere Anschläge verübt, die der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" oder militanten Kurden zugerechnet wurden.

"Kampf bis Apokalypse"

"Dieser Anschlag ist unverzeihlich", sagte Erdoğan. Er kündigte an, den "Kampf gegen den Terrorismus bis zum Ende" fortzusetzen, "bis zur Apokalypse". Die Armee geht in der Südosttürkei bereits mit aller Härte gegen PKK-Kämpfer und ihre Sympathisanten vor. Der Militäreinsatz gegen den von der PKK ausgerufenen "Aufstand" in den Städten der Kurdenregion trieb zahlreiche Bewohner in die Flucht.

Anschläge auf türkische Sicherheitskräfte schreiben die Behörden oft kurdischen Rebellen zu. Erst im Mai wurden bei einem Sprengstoffanschlag auf ein Militärfahrzeug in der Nähe einer Kaserne in Istanbul acht Menschen verletzt, darunter mehrere Soldaten. Die PKK bekannte sich zu dem Attentat.

Für zwei Anschläge in Ankara mit dutzenden Toten im Februar und März übernahmen Freiheitsfalken Kurdistans (TAK) die Verantwortung, die dem PKK-Umfeld zugerechnet werden. Sie wollten sich nach eigenen Angaben für die Opfer der Armeeoffensive im Südosten rächen.

In den vergangenen Monaten gab es in der Türkei zudem mehrere Anschläge, die dem IS zugeschrieben werden. Dazu zählen der Selbstmordanschlag, bei dem im Jänner in Istanbul zwölf deutsche Touristen getötet wurden, und ein Selbstmordattentat in einer Istanbuler Einkaufsstraße im März, bei dem vier ausländische Touristen getötet wurden, darunter drei Israelis.

Außenministerium rät zu erhöhter Vorsicht

Aufgrund der sich zuletzt häufenden Anschläge – unter anderem in Ankara und Istanbul – mahnt das österreichische Außenministerium Reisende zu erhöhter Vorsicht in der Türkei. Während für Gebiete nahe der syrischen Grenze ein partielle Reisewarnung bestehe, gebe es ein hohes Sicherheitsrisiko im Osten und Südosten. Für den Rest des Landes gelte ein erhöhtes Sicherheitsrisiko.

Wie es am Dienstag auf der Homepage des Ministeriums weiter hieß wird dringend empfohlen, stark frequentierte Plätze wie Einkaufszentren, Konzerte, kulturelle, religiöse und sportliche Großveranstaltungen, religiöse Stätten und touristische Sehenswürdigkeiten sowie Staats- und Regierungsgebäude und militärische Einrichtungen möglichst zu meiden.

Des Weiteren sei aufgrund der angespannten Sicherheitslage mit Verkehrsbehinderungen durch Sperren von Straßen und Brücken zu rechnen. Den Anweisungen der türkischen Behörden und Sicherheitskräfte sei unbedingt Folge zu leisten. (red, Reuters, APA, 7.6.2016)