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Wien – Die Sammelleidenschaft der Österreicher bei Verpackungen und Altpapier war 2015 erneut konstant hoch. Die durchschnittliche Pro-Kopf-Menge sank im Vorjahr aber leicht von 116,5 auf 115,4 Kilo. Im EU-Vergleich ist Österreich hinter Deutschland und Belgien weiterhin im Spitzenfeld der Mülltrenner, wie die Altstoff Recycling Austria AG (ARA) am Dienstag mitteilte. Die Haushaltstarife steigen.

Die Liberalisierung der Verpackungssammlung im Haushaltsbereich tat der heimischen Abfalltrennung keinen Abbruch: Insgesamt wurden im Vorjahr 1,06 Mio. Tonnen an Verpackungen aus Haushalten, Gewerbe und Industrie gesammelt, davon etwa 761.000 Tonnen von der ARA. Davon konnten rund 732.000 Tonnen verwertet werden, das entspricht einer Quote von 96,1 Prozent. Im EU-Schnitt liegt die stoffliche Verwertung bei 79,3 Prozent. Damit wurden in Österreich 600.000 Tonnen CO2 eingespart. 85 Prozent des Abfalls wurden als Sekundärrohstoffe dem Recycling zugeführt, der Rest wurde thermisch verwertet.

Vorarlberg am fleißigsten

Die fleißigsten Sammler sind nach wie vor in Vorarlberg zu finden, hier wurden 149,5 Kilo pro Kopf dem Recycling zugeführt. Danach folgen das Burgenland (140,3 Kilo pro Einwohner), die Steiermark (133,9) und Tirol (133,4). Schlusslicht ist die Bundeshauptstadt, wo aufgrund der Müllverbrennung und anderer Strukturen tendenziell weniger gesammelt wird. Bei den EU-Hauptstädten liege Wien unter den Top 5. "Die Wiener sammeln gezielter, dafür sauberer", sagte ARA Vorstand Christoph Scharff und lobte die dortige "Fehlwurfquote" von unter zehn Prozent.

"Die Marktöffnung in Österreich ist geglückt. Die Sammelmengen und -qualitäten sind stabil geblieben", so ARA-Vorstand Werner Knausz, das sei nicht immer so: "Verhältnisse wie in Deutschland, wo der Trittbrettfahreranteil mit der Marktöffnung auf bis zu 50 Prozent stieg und damit nur mehr für jede zweite Verpackung Entsorgungsentgelt bezahlt wurde, konnten in Österreich durch gute Vorbereitung und bessere Regelungen abgewendet werden."

ARA-Anteil bei über 80 Prozent

Eineinhalb Jahre nach Marktöffnung liegt der Marktanteil der ARA-Gruppe im Schnitt noch bei über 80 Prozent. Vier weitere Anbieter waren 2015 am Markt: die Anteile der Interseroh betrugen knapp über 7 Prozent, Reclay lag unter 7 Prozent, Bonus hielt ein Prozent, Landbell bildete das Schlusslicht. Binnen drei Jahren möchte die ARA jene Umsätze, die durch den Wettbewerb weggefallen sind, mit Leistungen abseits des Kerngeschäfts wieder wettmachen.

Die Abgrenzungsverordnung schaffe endlich klare Grenzen bei der Trennung von Haushalts- und Gewerbeverpackungen: "Einige Marktteilnehmer haben in der Vergangenheit große Kreativität bewiesen, um Verpackungsmengen aus dem teuren Haushaltstarif in den günstigen Gewerbetarif zu verschieben", lobt ARA-Aufsichtsratschef Berger die Regelung.

Seit heuer kämen auf die Wirtschaft jährlich Mehrkosten von rund 20 Mio. Euro aufgrund der Abgeltungsverordnung zu. Demnach muss sich jedes Unternehmen, das in Österreich Verpackungen in Verkehr setzt, nun auch um die getrennte Sammlung des Restmülls kümmern. Mehr als die Hälfte des zusätzlichen Aufwands wurde durch Effizienzsteigerungen eingespart, der Rest wird an die Konsumenten weitergegeben.

Die Tarife legen im Haushaltsbereich heuer um durchschnittlich 6 Prozent zu. Im Haushaltsbereich steigen die Kosten bei Glas von 82 auf 87 Euro je Tonne, bei Eisenmetall von 240 auf 260 Euro und bei Aluminium von 290 auf 310 Euro. Die Tarife für Kunststoff werden von 565 auf 610 Euro pro Tonne angehoben, jene von Getränkeverbundkarton steigen von 590 auf 610 Euro, die Tonnenpreise für sonstige Materialverbunde klettern von 565 auf 610 Euro. (APA, 7.6.2016)