8500 Jahre alte Begräbnisstätte in Nordgriechenland.

Foto: Fotini Adaktylou / Ephorate of Antiquities of Pieria

6200 Jahre alte Überreste ägäischer Bauern.

Foto: of Christina Ziota / Ephorate of Antiquities of Kozani / Hellenic Ministry of Culture & Sports

Wien/Mainz – Die heutigen Europäer stammen von Bauern aus der Ägäis ab, die vor Tausenden Jahren über die Balkan- und Mittelmeerroute kamen, fand ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung heraus. Die Landwirtschaft habe sich also durch Migration und nicht durch die Weitergabe von Wissen in Europa ausgebreitet, so die Wissenschafter im Fachjournal "PNAS".

Unter der Leitung des Paläogenetikers Joachim Burger von der Universität Mainz haben die Forscher DNA von fünf Jungsteinzeit-Menschen sequenziert, die im Zeitraum von 6.500 bis 4.000 vor unserer Zeitrechnung im heutigen Griechenland und der Türkei lebten, und mit der DNA von frühen Bauern in Europa verglichen.

Dabei fanden sie eine kontinuierliche genetische Linie von den Ur-Bauern der Ägäis bis zu jenen in Mittel- und Südeuropa, erklärte Barbara Horejs vom Institut für Orientalische und Europäische Archäologie (OREA) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW). Auch Ötzi, die Eismumie aus den Alpen, stamme von ägäischen Ur-Ackerbauern ab. Außerdem konnten die Wissenschafter zwei Routen identifizieren, über die sich die frühen Siedler ausgebreitet haben: Einerseits kamen sie über die Balkanroute ins Zentrum Europas, fast zeitgleich drangen sie aber auch über das Mittelmeer bis zur Iberischen Halbinsel vor.

Kaum genetische Vermischung

Diese Bauern haben die Jäger und Sammler, die damals in Europa lebten, offensichtlich verdrängt und sich kaum mit ihnen vermischt. "Es scheint zwar zu spärlichen Kontakten gekommen zu sein, aber alle modernen Populationen in Europa tragen eindeutig den ägäischen Schriftzug in ihrem Erbgut", so Horejs.

Bisher sei es umstritten gewesen, ob sich Ackerbau und Viehzucht in Form von großen Migrationsbewegung oder durch "kulturelle Diffusion", also die Verbreitung von Techniken und Wissen ausgebreitet hat, so die Forscher. Die Studie widerlege die Vorstellung, dass sich die Landwirtschaft in Europa durch die Verbreitung von Ideen ohne nennenswerte Migration von Menschen ausgebreitet habe. (APA, 11.6.2016)