Die heimische Regierungsspitze hat dem österreichischen Nationalteam am Dienstag bei einem offiziellen Termin im Bundeskanzleramt eine erfolgreiche EM gewünscht.

"Das Land steht wie ein Mann hinter Ihnen", versicherte Bundeskanzler Christian Kern, ein bekennender Fußball-Anhänger, dem Team einen Tag vor der Abreise zum Turnier nach Frankreich vor einem gemeinsamen Mittagessen.

Foto: APA/Neubauer

Der Regierungschef verabschiedete die vollständig versammelte Mannschaft und den Betreuerstab mit einem Zitat von Liverpool-Legende Bill Shankly. "Manche Menschen denken, beim Fußball geht es um Leben und Tod. Aber ich mag diese Einstellung nicht. Es ist viel, viel wichtiger", zitierte Kern den Extrainer. "Genau mit dieser Haltung werden wir in den nächsten Wochen verfolgen, was für eine Performance Sie hier aufs Parkett legen können."

Schon mit der erfolgreichen EM-Qualifikation hätte das Team "der ganzen Nation" eine riesige Freude gemacht. "Falls es im Stadion einmal ein bisschen ruhiger werden sollte, denken Sie daran, dass acht Millionen Menschen voll hinter Ihnen stehen", betonte Kern. Österreich sei eine Turniermannschaft. "Wir rechnen mit einer schrittweisen Steigerung."

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Kern, der auch im Kuratorium seines Herzensclubs Austria Wien sitzt, erinnerte an die WM 1978 in Argentinien, als die Österreicher den großen Nachbarn Deutschland mit einem 3:2 in Cordoba aus dem Turnier geworfen hatten. "1978 war für meine Generation wirklich ein Mythos", erklärte der 50-Jährige. Er habe immer noch die vollständige Aufstellung im Kopf.

Eine neue Erfolgsgeschichte soll bei der EM in Frankreich geschrieben werden. Kern: "Wir wünschen uns, dass auch in vielen Jahren die Leute noch davon reden, wie Sie dort aufgetreten sind und jeden einzelnen Namen buchstabieren können. Ich halte Ihnen die Daumen, das wird eine große Sache." In den kommenden drei Wochen werde das öffentliche Interesse am politischen Geschehen "völlig zu Recht" etwas reduziert ausfallen, meinte der Regierungschef.

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Vor Kern hielten bei der offiziellen Verabschiedung im Steinsaal des Bundeskanzleramts auch Sportminister Hans Peter Doskozil (SPÖ), ÖFB-Präsident Leo Windtner und Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) Ansprachen. Mitterlehner erinnerte an den Europameistertitel von Dänemark 1992. Und daran, dass durch das ÖFB-Team die Chance gegeben sei, dass "nicht unsere Auseinandersetzungen im Mittelpunkt stehen". Jene mit dem Koalitionspartner nämlich.

Windtner dankte Doskozil für die Unterstützung beim Thema Nationalstadion, das der Fußball-Bund ins Auge gefasst hat. Durch den im Vorjahr entstandenen "Hype" um das Nationalteam sei man nicht in "Hurra-Stimmung" verfallen. "Wir sind am Boden geblieben", betonte der ÖFB-Chef. So werde man auch nach Frankreich reisen. "Wir haben vollen Respekt vor unseren Gegnern."

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Die Österreicher bekommen es mit Ungarn (14. Juni), Portugal (18. Juni) und Island (22. Juni) zu tun. Der Abflug erfolgt Mittwochmittag vom General Aviation Terminal des Flughafens Schwechat. "In der Vorbereitung ist alles perfekt gelaufen. Jetzt heißt es, diese sieben Tage noch gut zu arbeiten", sagte Windtner im Hinblick auf das so wichtige EM-Auftaktspiel gegen Ungarn in Bordeaux.

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"Die Erwartungshaltung ist natürlich hoch, teilweise überzogen", meinte Windtner. Dass so viele ÖFB-Fans – das Innenministerium geht von 60.000 bis 70.000 aus – nach Frankreich reisen, sei aber "eine gewaltige Motivation". (APA, 7.6.2016)