Unterwasser-Sniper: ein Schützenfisch feuert los.

Foto: APA/AFP/CAITLIN NEWPORT

Bangkok – Gefleckte Schützenfische (Toxotes chatareus) können die Gesichter von Menschen unterscheiden lernen: "Eine beeindruckende Leistung, bedenkt man, dass dafür anspruchsvolle visuelle Erkennungsfähigkeiten nötig sind", beurteilten Forscher diese Fähigkeit, die man sonst nur von den etwas komplexer angelegten Säugetieren und Vögeln kennt.

Die Forscher der Universität Oxford machten sich eine Eigenart der tropischen Art zunutze, wie sie zusammen mit australischen Kollegen im Wissenschaftsjournal "Scientifc Reports" berichten: Schützenfische erbeuten Insekten, indem sie sie mit einem gezielten Wasserstrahl von Ästen "schießen", die über dem Wasser hängen. Dabei müssen sie nicht zuletzt die unterschiedliche Lichtbrechung an der Luft und im Wasser miteinkalkulieren.

Gesichter zum Abschuss freigegeben

Das Oxforder Team trainierte einige Schützenfische zunächst, auf ein bestimmtes Bild von einem Gesicht zu zielen. Die Forscher montierten dafür einen Computermonitor über einem Aquarium, der Bilder anzeigte – mit wasserdichtem Display. Anschließend zeigten sie den Fischen auf dem Monitor 44 verschiedene Bilder.

Und siehe da: Die Fische zielten fast immer auf das bekannte Bild. "Die Treffgenauigkeit war sehr hoch, sie lag bei 81 Prozent", berichtete Hauptautorin Cait Newport von der zoologischen Fakultät Oxford. Die Fische trafen sogar in 86 Prozent der Fälle richtig, wenn Merkmale wie Helligkeit oder Farbe in allen Bildern gleich waren.

Einfache Mittel zur Lösung einer schwierigen Aufgabe

"Die Erkennung von Gesichtern ist erstaunlich schwierig, wenn man bedenkt, dass sie alle im Prinzip gleich sind; zwei Augen über einer Nase und einem Mund", so Newport. "Man muss also subtile Unterschiede erkennen können." Nach Angaben der Autoren nutzen Menschen ein eigenes Hirnsegment für die Erkennung von Gesichtern.

Fische haben dieses Segment gar nicht. "Dass Schützenfische diese Aufgabe erlernen können, legt nahe, dass zur Erkennung menschlicher Gesichter kein komplexes Gehirn notwendig ist", erklärte Newport. (APA, red, 10. 4. 6. 2016)