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Das Forum Mobilkommunikation (FMK) plädiert für die Nutzung des Smartphones als Arbeitswerkzeug im Unterricht. Matthias Baldermann, Präsident des Forums, hält ein Handyverbot an Schulen für "genauso antiquiert wie ein Taschenrechner-Verbot in der Vergangenheit", erklärte er am Dienstag vor Journalisten in Wien.

"Künstliche Verhaltensweise"

Was dem Präsidenten so säuerlich aufstößt, ist der anhaltende Generationenstreit über die Nutzung des Handys in Schulen. Eine aktuelle Straßenumfrage des MAKAM-Instituts hat diese Kluft neuerlich bestätigt. Ein Verbot sei für ihn eine "künstliche Verhaltensweise", beteuerte er bei der Vorstellung der Umfrage-Ergebnisse. Gilt die flächendeckende Verbreitung des Smartphones und der Ausbau des Breitbandnetzes doch als Voraussetzung für den "Sprung ins neue Technologiezeitalter".

Eine im April 2016 durchgeführte Straßenumfrage unter Jugendlichen (zwischen 14 und 19 Jahre) und Senioren (60 Jahre und älter), verdeutlicht, wie sehr das Mobiltelefon bereits in den Alltag der jungen Generation integriert ist und wie stark weiterhin die Skepsis bei den Älteren vorherrscht. Zwei Drittel der befragten Jugendlichen sprachen sich rigoros gegen ein Handyverbot in Schulen aus. Ein gutes Viertel zeigte sich einsichtig, das Mobiltelefon zumindest während des Unterrichts nicht zu verwenden.

Strikt gegen ein Handy während des Schulunterrichts

Die Mehrheit der Senioren ist strikt gegen ein Handy während des Schulunterrichts. Knapp die Hälfte der über 60-Jährigen (47 Prozent) plädiert sogar für ein generelles Mobiltelefonverbot an Schulen. Nur fünf Prozent der Älteren sehen in einem generellen Verbot keinen Sinn. In einem waren sich die zwei Generationen einig. Für Kinder sei spätestens ab zehn Jahren ein Mobiltelefon unabdingbar.

Baldermann zeigt sich überzeugt, dass der "Geist der Vernetzung" in mehr gesellschaftliche Bereiche Einzug halten soll. Dazu gehörten eben auch die Schulen. Schließlich sei das Beherrschen neuer Technologien, egal ob dies Smartphones, Tabloids oder neue Kommunikationskanäle wie Social Media seien, der zu schmierende Motor für die Industrie und für den Wirtschaftsstandort Österreich. Die heutigen Schüler und künftigen Teilnehmer am Arbeitsmarkt bräuchten dieses technologische Know-how.

"Virtual Reality"

Die Schule und die Pädagogen haben diese Erziehung und Wissensvermittlung zu leisten, sind aber selbst damit überfordert. Die Mobilfunkanbieter sehen sich ebenfalls in der Pflicht. A1 bietet gemeinsam mit dem Arbeitsmarktservice (AMS) Schulungen für Jugendliche und Erwachsene an. Selbst Schulungen über "Virtual Reality" werden unternommen. T-Mobile arbeitet mit Tutoren, um den richtigen Umgang mit der Datenflut und den dazugehörigen Technologien zu erlernen.

FMK-Geschäftsführerin Margit Kropik erhofft sich einen Rückkoppelungseffekt, der von den Kindern und Jugendlichen auf die Eltern überspringt. Bis dahin gibt es aber noch eine weitere Baustelle zu bewältigen. In der MAKAM-Umfrage haben sowohl die Jugendlichen als auch die Senioren (jeweils 62 bzw. 65 Prozent) erklärt, deutliche Wissensdefizite bei der Nutzung von Smartphones zu besitzen. Alt und Jung fühlten sich "nicht gut" bis "gar nicht gut" informiert.

19 Prozent der Lehrer hielten ein generelles Handyverbot für nicht gut

Was das Institut MAKAM in seiner Straßenbefragung von rund 400 Teilnehmern im Frühjahr herausfilterte, deckt sich mit den Ergebnissen einer Umfrage mit 550 Lehrern aus dem Vorjahr, durchgeführt durch das Forum Mobilkommunikation (FMK). Fast die Hälfte der Pädagogen (42 Prozent) sprach sich dort für ein generelles Verbot von Mobiltelefonen an Schulen aus. 19 Prozent der Lehrer hielten ein generelles Handyverbot für nicht gut, wobei die Vermutung naheliegt, dass ein Teil der Ablehnung in der fehlenden Sinnhaftigkeit von Verboten zu suchen ist. Insgesamt ist aber der Großteil (78 Prozent) des befragten Lehrpersonals der Ansicht, ein teilweises oder gänzliches Handyverbot sei der richtige Weg. (APA, 7.6. 2016)