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Am 25. Juli 1946 fand am Bikini-Atoll die sogenannte "Baker"-Explosion statt. Siebzig Jahre danach ist die Hauptinsel immer noch so stark radioaktiv verseucht, dass an eine Besiedlung (noch) nicht zu denken ist.

Foto: US Department of Defense

Washington/Wien – Das Bikini-Atoll im Südpazifik ist für zwei Dinge bekannt, die miteinander zu tun haben: In den 1940er- und 1950er-Jahren führten die USA am Bikini-Atoll und seiner Umgebung 67 Atombombentests durch. In dieser Zeit wurde auch deshalb die zweiteilige Badebekleidung für Frauen danach benannt.

Das Bikini-Atoll liegt im Nordosten der Marshall-Inseln, die heute unter einem anderen Problem leiden: Die beiden Hauptinseln sind so überfüllt, dass die Regierung des Inselstaats überlegt, Menschen wieder auf das Bikini-Atoll und die benachbarte Insel Rongelap umzusiedeln.

Vergleichsmessungen auch im Central Park

Dafür muss natürlich sichergestellt sein, dass die Radioaktivität ausreichend gesunken ist. Und genau das haben nun Erstautorin Autumn Bordner (Columbia University) und ihre Kollegen im Vorjahr überprüft. Das Forscherteam führte Cäsium-137-Messungen auf insgesamt sechs Eilanden der nördlichen Marshall-Inseln durch: neben Bikini und der Bikini-Insel Nam noch auf Enewetak, Rongelap, Runit und Medren. Außerdem maßen sie noch die Gammastrahlung auf der Hauptinsel Majuro – und im Central Park von New York.

Als akzeptierter Grenz- oder eher Richtwert gelten 1 Millisievert (oder 100 Millirem) pro Jahr, und dieser Wert wurde von allen Eilanden bis auf einer ganz deutlich unterschritten. Einzig die Insel Bikini tanzte mit 1,84 Millisievert pro Jahr aus der Reihe, wobei im Inneren des Eilands noch deutlich höhere Werte gemessen wurden.

An diesem Grenzwert kratzt freilich übrigens auch der Central Park mit 1 Millisievert bzw. 100 Millirem pro Jahr. (Auch ein paar Gegenden in Österreich lägen übrigens knapp darüber.) Die natürliche Radioaktivität des Parks in Manhattan stammt vermutlich aus dem Granitgestein. Und allein durch Röntgenuntersuchungen kommen die meisten von uns auf deutlich über 1 Millisievert pro Jahr, von Flügen einmal ganz zu schweigen.

Umsiedlung: eher noch warten

Was bedeutet das nun für die Wiederansiedlungspläne? Enewetak, wo ebenfalls Atombombentests durchgeführt worden waren, ist bereits wieder besiedelt, Runit und Nam kommen trotz der geringen Werte nicht in Frage, da Runit ein Endlager beherbergt und Nam komplett zerstört wurde. Die Werte der Bikini-Hauptinsel sind für eine Besiedlung aber noch zu hoch, schreiben die Forscher im Fachblatt "PNAS". (Cäsium-137 hat eine Halbwertszeit von rund 30 Jahren.)

Bleibt die Nachbarinsel Rongelap. Dort liegen die Werte zwar unter dem Grenzwert, doch Bordner und Kollegen befürchten, dass die Menschen dort mit womöglich radioaktiv belasteter Nahrung wie Fisch insgesamt zu viel Cäsium-137 aufnehmen könnten. (tasch, 8.6.2016)