Niedrige Einzelhäuser, hellgrau mit hölzernen Balkonloggien und Autos im Erdgeschoß: Das ist das Projekt von trans-city für die WBV-GPA.

Foto: Lukas Schaller

Ganz weißer Baukörper mit verzinktem Blech, strahlend blauem Himmel und grüner Wiese: das Projekt von Nerma Linsberger für das ÖSW.

Foto: Thomas Hennerbichler

Weiße Baukörper mit lavendelfarbenem Obergeschoß: Das ist das Projekt von Elsa Prochazka für BWS.

Foto: Philipp Kreidl

Die Tiefgarage fehlt: Das Auto muss draußen im offenen Erdgeschoß parken. Auf den Lift hat man auch verzichtet: Die zwei Stockwerke bis zur Wohnungstür muss man zu Fuß gehen. Und den Parkettboden wird man vergeblich suchen: Die Wohn- und Schlafzimmer in der gesamten Wohnhausanlage wurden standardmäßig mit Spannteppich ausgestattet.

Was sich nach Jahrzehnten programmatischer Verwöhnung im geförderten Wohnbau anhört wie eine Schreckensbotschaft aus längst überstanden geglaubten Tagen, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als gar nicht so blöder Schlüssel in eine durchaus leistbare, ja sogar billige Wohnung. So geschehen in der Wohnhausanlage Podhagskygasse in Wien-Aspern. Die 60 Kleinwohnungen, die sich um einen kleinen öffentlichen Anger gruppieren, wurden von der gemeinnützigen Wohnbauvereinigung für Privatangestellte (WBV-GPA) errichtet.

Asketische Anstrengungen

"Auf das alles zu verzichten klingt zunächst sehr ungewohnt", sagt Mark Gilbert vom zuständigen Architekturbüro trans-city. "Aber tatsächlich zählen Lifte, Keller und Garagen zu den größten Kostentreibern im Wohnbau. Und irgendwo muss man anfangen einzusparen, wenn es darum geht, die Baukosten und somit auch die Mietkosten für den Endnutzer zu reduzieren."

Die Summe all dieser asketischen Anstrengungen führt unterm Strich zu einer Miete von 6,01 Euro pro Quadratmeter. Der Eigenmittelanteil in der Höhe von 102 Euro pro Quadratmeter ist ebenfalls rekordverdächtig niedrig im Vergleich zu anderen Wohnbauten dieser Art. Ursprünglich wollte man die gesamte Anlage in Holz errichten. "Das wäre für dieses dörfliche Konzept passender gewesen", so Gilbert. Jedoch: "Der förderindustrielle Komplex in Wien ist auf Massivbauweise ausgerichtet. Alles, was davon abweicht, ist teuer. Das muss man wohl akzeptieren."

Der Bauträger Neuland errichtete auf seinem Baugrund sechs nahezu idente Baukörper mit standardisierten Wohnungsgrundrissen und einem einzigen Fensterformat. "Wenn man für wenig Geld Wohnraum schaffen will, dann hat man als Architekt nur wenig gestalterischen Spielraum und wenig Variantenvielfalt", erklärt Eckehart Loidolt, Schneider+Schumacher Architekten. "Eigentlich unterscheiden sich die Häuser nur durch die Anordnung der Fenster sowie durch die Abstimmung der Putzfarben." Die Gesamtbaukosten für die 106 Wohnungen samt Garage, Radabstellplätzen und Fahrradwerkstatt belaufen sich auf elf Millionen Euro.

Preiskampf wird härter

"Das Niveau der Bauträger-Wettbewerbe wird immer höher, die Konkurrenz immer größer, der Preiskampf immer härter", meint Michael Pech, Vorstand des Österreichischen Siedlungswerks (ÖSW). "Wir müssen effizient planen und gute Ideen vorsehen, die keinen Cent mehr kosten." Ein gewisses Mindestmaß an Komfort will man im ÖSW allerdings nicht unterschreiten. Im Projekt "Offen für mehr" am Mühlgrund (siehe Foto) gibt es Fotovoltaik am Dach und serienmäßigen Parkettboden.

"Natürlich wünscht man sich, große komfortable Wohnungen zu planen, aber derzeit ist es die Nachfrage nach kleinen Wohnungen mit vielen Zimmern, die den Markt prägt", sagt Architektin Nerma Linsberger, die für das ÖSW 142 Mietwohnungen – einige davon mit Superförderung – geplant hat. Ihr Beitrag zum kostengünstigen Bauen: "Es braucht einen ökonomischen konstruktiven Raster, offene Laubengänge und möglichst wenige Stiegen und Lifte." Das Resultat kann trotzdem sexy sein: Ein Teil der Wohnzimmer wurde als Split-Level mit 3,80 Meter Raumhöhe ausgeführt. Das waren auch jene Wohnungen, die als Erste vermietet waren.

Genau diese Qualität und genau diesen Reiz des Außergewöhnlichen brauche es im geförderten Wohnbau, egal wie billig man baue, meint Architektin Elsa Prochazka, die für den Bauträger BWS in der Podhagskygasse 78 Wohnungen geplant hat (siehe Foto). Die transparenten Polycarbonat-Stegplatten, die im Donaufeld typischerweise in Gewächshäusern eingesetzt werden, verleihen den obersten Stockwerken einen lavendelfarbenen Schimmer.

Nicht der Schnickschnack

"Alle sind sich darin einig, dass der Schnickschnack der Architekten die Kosten in die Höhe treibt", so Prochazka. "Aber das ist falsch. Hier einzusparen bringt nichts. Die eigentlichen Stellschrauben liegen nicht in einer reduzierten Qualität der Architektur, sondern im Grundstückskauf, in der Finanzierungsart, in einer geschickten Nutzung der Konjunktur der Baubranche, in der Baulogistik, vor allem aber in den Normen, Gesetzen, Bauvorschriften und Förderrichtlinien, die den Wohnungsbau immer teurer machen. Wenn wir in Zukunft leistbare Wohnungen produzieren wollen, müssen wir hier ansetzen und den Apparat entrümpeln." (Wojciech Czaja, 8.6.2016)