Lokführerwitze sind seit der Ära Kern tabu. Das gilt auch für Paulus Manker. Der gottbegnadete Schauspieler, Regisseur und Selbstüberzeichner soll zwar im vergangenen Jahr eine ebensolche Höllenmaschine durch ein Garagentor geritten haben, weswegen immer noch prozessiert wird; beim Auftakt zur Sendereihe Künstlergespräche auf ORF 3 ließ man diese unangenehme Geschichte aber vorsorglich beiseite.
Im Interview gilt Manker schließlich als schwierig. Gesprächspartnerin Ani Gülgün-Mayr näherte sich dem Mann mit den funkelnden Augen und gewiss spitzen Eckzähnen im rhetorischen Kettenhemd. Doch der war fest entschlossen. Ein Eklat musste her. Denn dazu sind Interviews da.
Phase eins lief ganz nach Plan: Nörgeln, bevor es losgeht, angewidert an die Decke starren, die junge Interviewerin schon bei der Einführung mit einer scheinbeleidigten Gegenfrage verunsichern. All das hat der an Klaus Kinski geschulte Impresario beherzigt.
Aber Gülgün-Mayr erkannte die Strategie. Ihr, der Manker immerhin "geringere Dummheit als Claudia Stöckl" attestierte, gelang es, dass der Provokateur gegen seinen Willen über nichts anderes als sein längst auserzähltes Paradethema Alma Mahler reden durfte. Das Spiel war entschieden. Und Manker wusste es.
Nur kurz hatte er sich lösen können und die Wiener Kulturpolitik mit Kreationen wie "Sozialistentrotteln" oder "Kulturgfraster" bedacht. Die Lust am Thomas-Bernhard-Syndrom erfasste da gewiss auch die Zuseher: Verhaberte Kulturschneckeria! Rotrottote Kulturfeschisten! Stumpf- und sumpfproletarische Unkulturalisten!
In der Tonart wäre Manker auch auf Facebook ein Hit. (Stefan Weiss, 8.6.2016)