Hartberg – Der öffentliche Druck ist nun offenbar doch zu groß geworden, die Last der Geschichte zu schwer. Der Hartberger ÖVP-Bürgermeister Karl Pack kündigte in der letzten Gemeinderatsitzung zu Wochenbeginn zur Überraschung selbst seiner engsten Parteifreunde seinen Ausstieg aus der Politik und die Zurücklegung aller Ämter an. Am 4. Juli muss in der oststeirischen Bezirkshauptstadt ein neuer Bürgermeister gewählt werden.

Die Stadt hatte vor Jahren Geld im Überfluss – und genau das wurde dem Bürgermeister jetzt zum Verhängnis. Pack war seit 2004 Stadtoberhaupt in Hartberg. Schon bald nach Amtsantritt erarbeitete er sich durch sein selbstbewusstes Auftreten den Titel "Ortskaiser". In seiner "Regentschaft" kam die Stadt unverhofft zu ansehnlichem Reichtum.

Mit dem Verkauf der örtlichen Sparkasse hatte sich Hartberg mit rund 65 Millionen Euro vergoldet. Aber weil Pack als Hauptverantwortlicher den Großteil des Geldes im Laufe der Jahre wieder für Prestigeprojekte – wie eine sündteure und bisher eher nutzlose Tiefgarage – versilberte sowie eine Menge Geld bei hochspekulativen Anlagegeschäften verlor, geriet er im Gemeinderat zunehmend in Bedrängnis. Er verfügte zwar mit der ÖVP über eine satte Mehrheit, allmählich wurde aber auch seine Partei nervös.

Parteifreunde wenden sich ab

Als die 65 Millionen verbraucht waren und sich stattdessen sogar ein Schuldenberg anhäufte, war Schluss. Sogar Parteifreunde wandten sich von ihm ab. Der Finanzstadtrat wollte das letzte Budget einfach nicht mehr mittragen und trat mit weiteren ÖVP-Gemeinderäten aus dem ÖVP-Klub aus.

Die Gemeindeaufsicht des Landes schickte jetzt ihre Prüfer nach Hartberg, die Grünen eine Sachverhaltsdarstellung an die Korruptionsstaatsanwaltschaft. In einer großen Bürgerversammlung hatte die versammelte Opposition kürzlich noch einmal ordentlich Druck gemacht.

"Es reicht, es ist nicht mehr lässig", kommentierte Nochbürgermeister Pack in der "Kleinen Zeitung" seinen Abgang. (Walter Müller, 8.6.2016)