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An der Börse konnten viele der zuvor gefeierten Fintechs bisher nicht überzeugen. Auch die US-Kreditplattform Lending Club entpuppte sich als verlustträchtige Veranlagung.

Foto: AP Photo/Richard Drew

Wien – Bis ins vergangene Jahr galten sie noch als die Shootingstars der Finanzbranche: junge Start-ups, die mit kreativen und innovativen Lösungen der Bankenbranche das Fürchten lehren wollten. Inzwischen dürfen jedoch die Chefs dieser sogenannten Fintechs diejenigen sein, bei denen zunehmend Sorgenfalten auszumachen sind. Die jüngsten Probleme von Number 26, dem Berliner Start- up, das nach eigenen Empfinden Europas modernstes Girokonto anbietet, reihen sich in die lange Liste an Fintechs, die zuletzt ins Straucheln gekommen sind.

Eines der prominentesten Beispiele ist wohl die US-Kreditplattform Lending Club. Das vor zehn Jahren gegründete Unternehmen sammelt von Privatpersonen Mittel ein, die dann gebündelt an einen Kreditnehmer weitergegeben werden – was zumindest im Privatkundenbereich einem Frontalangriff auf das Kreditgeschäft klassischer Banken gleichkommt. Ende 2014 gipfelte die Begeisterung für Lending Club in dessen Börsengang, die Aktie legte am ersten Handelstag um mehr als die Hälfte zu.

Kontinuierliche Talfahrt

Seither entweicht kontinuierlich Luft aus der damals offenbar maßlos überteuerten Aktie, bis im Mai der bisherige Tiefpunkt markiert wurde. Der Kreditvermittler feuerte seinen Chef, den Unternehmensgründer Renauld Laplanche, da er Kredite schlechter Qualität vermittelt, Interessenkonflikte verschwiegen und entgegen den internen Richtlinien auch Geld des Unternehmens vermittelt haben soll. Die Folge: Wer Lending-Club-Aktien kurz nach dem Börsengang gekauft hat, sitzt eineinhalb Jahre später auf einem Verlust von vier Fünfteln des Investments.

Um einiges verlustträchtiger war die Aktie von Monitise gewesen, einem britischen Fintech mit einem Angebot an mobilen Bezahlungslösungen. Anfang 2014 markierte das Papier sein Rekordhoch bei 80 Pfund, derzeit sind an der Börse dafür nur mehr knapp drei Pfund zu bekommen.

Noch schlimmer hat es Powa, einst gefeierter Star der britischen Fintech-Szene, erwischt. Für das Vorjahr war ein 1,6 Milliarden Pfund, das entspricht etwas mehr als zwei Milliarden Euro, schweres Börsendebüt angekündigt. Aber statt an den Aktienmarkt zu gehen, schlitterte das 2007 gegründete Unternehmen heuer in die Insolvenz. Laut Experten soll das Management keine klare Strategie gehabt, dafür einen umso leichtfertigeren Umgang mit Geld gepflegt haben.

Geschäftsmodell nicht ausgereift

Verglichen mit diesen ausgewählten Negativbeispielen halten sich die Probleme von Number 26 derzeit in Grenzen. Wie berichtet hat die Smartphone-Bank hunderte Kunden vor die Tür gesetzt, weil – die Begründung wurde erst verspätet nachgereicht – ihr Nutzungsverhalten nicht mit dem Angebot eines Gratiskontos vereinbar gewesen sei. Sie hatten nämlich öfter als 15-mal pro Monat Geld behoben, was für Number 26 mit Kosten verbunden ist – nämlich zwischen 1,5 und zwei Euro in Deutschland und 40 Cent bis einem Euro in Österreich.

Dies zeigt, dass offenbar das Geschäftsmodell noch nicht bis ins letzte Detail ausgereift war – und das Unternehmen gewisse Defizite in der Kommunikation gezeigt hat, die es auch selbst einräumt. Mit der Kontingentierung kostenfreier Behebungen dürfte für das Problem nun auch eine praktikable Lösung umgesetzt werden.

Grundsätzlich wird es sich bei Fintechs wie bei allen anderen Start-ups verhalten: Ungeachtet der Probleme, mit denen sich einige Vertreter derzeit konfrontiert sehen, werden sich manche am Markt dauerhaft durchsetzen und nachhaltig starkes Wachstum erzielen. Der Mehrzahl wird dies allerdings versagt bleiben. (Alexander Hahn, 11.6.2016)