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Sanders kämpft weiter um die demokratische Präsidentschaftskandidatur – trotz geringer Chancen.

Foto: AP / John Locher

Washington – Eine gute Stunde dauerte am Donnerstag der Besuch von Bernie Sanders bei US-Präsident Barack Obama im Weißen Haus – und natürlich ging es bei diesem Vier-Augen-Gespräch um den Wahlkampf. Und in diesem soll Sanders der nun so gut wie fix gesetzten demokratischen Parteikollegen Hillary Clinton nicht weiter im Weg stehen, gab der US-Präsident zu verstehen.

Sanders sagte denn auch Untersützung für Clinton zu, will aber seinen Wahlkampf formell bis zum Schluss durchziehen – also auch am Dienstag bei der letzten Vorwahl im Hauptstadtdistrikt Columbia antreten und seine Anliegen beim Parteitag Ende Juli vortragen.

Gemeinsam mit Clinton werde er aber auch alles daransetzen, einen Wahlsieg des Republikaners Donald Trump zu verhindern – denn dieser baue seine Politik bloß auf Intoleranz und Diskriminierung auf und wäre als Präsident eine Katastrophe. "Ich freue mich darauf, bald mit ihr (Clinton) zusammenzutreffen und zu überlegen, wie wir Donald Trump besiegen können und wie wir eine Regierung aufstellen können, die uns alle vertritt und nicht nur das oberste Prozent", sagte Sanders. Mit dieser Erklärung zeigte er sich im Sinne der Parteiräson kooperativ, auch wenn er formal seine Kampagne nach wie vor nicht beenden will – das hatte ihm zuletzt den Ruf eines schlechten Verlierers eingebracht.

Kampflustiger Sanders

Clinton hatte am Mittwoch mit ihrem Vorwahlsieg in Kalifornien ihre Kandidatur ums Weiße Haus eigentlich perfekt gemacht. Doch Sanders hatte bis vor seinem Besuch bei Obama daran festgehalten zu sagen, dass es für ihn noch einen, allerdings sehr steilen Weg zur Nominierung gebe. Die Weigerung, seine Kampagne zu beenden, hängt auch damit zusammen, dass sich Sanders nicht nur als Kandidat der Demokraten sieht, sondern vielmehr als Kopf einer neuen Bewegung. Immerhin hat der Senator aus Vermont 23 Vorwahlen gewonnen.

Dafür lässt sich der kampfeswillige Sanders auch heftige Kritik gefallen. Und dafür erträgt er die Schmach, dass laut einem Bericht von "Politico", dem wichtigsten Magazin im Washingtoner Politikbetrieb, mehr als die Hälfte der Mitarbeiter seines Wahlkampfs bereits eine neue Stelle suchen. Sanders' Hauptargument für den Verbleib im Rennen lautete stets, dass er aus einem direkten Duell mit Trump laut Umfragen klarer als Sieger hervorgehen würde als Clinton.

Doch ein viel größeres Problem als Sanders selbst stellen seine Wähler dar: Die ehemalige First Lady ist in Umfragen ohnehin die unbeliebteste Kandidatin der Demokraten seit 1992, sie kann es sich nicht leisten, zu viele Sanders-Wähler zu verlieren. Präsident Obama zollte Sanders deshalb am Mittwoch Respekt und dankte ihm für einen Wahlkampf, der Millionen Amerikaner "elektrisiert" habe – und rief seine Partei gleichzeitig zur Geschlossenheit auf.

Hillary Clinton

Am Donnerstag gab Obama schließlich seine parteiinterne Zurückhaltung auf und erklärte per Video seine Unterstützung für seine ehemalige Außenministerin: "Ich möchte Hillary Clinton dazu gratulieren, Geschichte geschrieben zu haben. Ich weiß, wie hart dieser Job sein kann. Daher weiß ich, dass Hillary so gut darin sein wird. Ich glaube nicht, dass es jemals jemanden gab, der so gut für dieses Amt qualifiziert war." Auch die progressive demokratische Senatorin Elisabeth Warren sprach sich in der Nacht auf Freitag für Clinton aus. (Anna Giulia Fink, 9.6.2016)