Verwaltungsexperte Jacques Lambert ist Präsident der EURO-Organisation.

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Taucht Jacques Lamberts Name im Zusammenhang mit der EURO auf, ist das normalerweise kein gutes Zeichen. Es liegt in der Natur seines Amtes als Organisationschef des nach Olympischen Sommerspielen und Fußballweltmeisterschaften drittgrößten Sportspektakels, dass der 68-Jährige vor allem bei Ungemach gefragt ist. Die Erfahrung lehrt, dass diesbezüglich von Lambert nicht viel zu hören sein dürfte, gilt doch der Verwaltungsbeamte aus dem nordostfranzösischem Département Haute-Marne als Könner seines Faches, bewiesen in der Organisation der Olympischen Winterspiele zu Albertville 1992 und der WM 1998.

Der Absolvent der École nationale d'administration (ENA), der in Grenoble studiert hatte, ging davor einen idealtypischen Weg über die Position eines Unterpräfekten von Blois mit einem Abstecher nach Französisch-Polynesien bis hin zum Posten des Präfekten des Départements Savoie. Nach einigen Jahren in der Privatwirtschaft kehrte Lambert in den Sport zurück und wirkte von 2005 bis 2010 als Generalsekretär des französischen Fußballverbandes (FFF). In diese Zeit fällt seine Aufnahme in die Ehrenlegion, aber auch der Skandal um den Streik der Équipe Tricolore während der WM in Südafrika, der sich zu einer echten Staatsaffäre auswuchs und in dessen Folge Lambert auch zurücktrat.

In der Vorbereitung der im Mai 2010 Frankreich zugesprochenen EM 2016 schien er allerdings vor allem einem Mann unersetzlich – Michel Platini. Der mittlerweile gesperrte Präsident der europäischen Fußballunion (Uefa) hatte Lamberts Talent und vor allem auch dessen Bestreben, eher im Hintergrund zu bleiben, schon 1998 wahrhaft zu schätzen gelernt. Da Platini nun aber nicht wie seinerzeit während der WM auch das Gesicht der EURO sein kann – der Europameister von 1984 will nicht einmal als Privatmann in den Stadien auftauchen – muss eben Lambert herhalten.

Das tut der großväterliche Beamte in staubtrockener bis bärbeißiger Manier. Er versicherte nicht nur einmal, dass alles nur Erdenkliche für die Sicherheit unternommen worden sei, und widersprach Einschätzungen, wonach die EURO ein weiches Ziel für Terroristen darstelle. Nach den Anschlägen von Paris im November 2015 hatte er Forderungen, den Event überhaupt abzublasen, energisch zurückgewiesen. Es sei seine "Pflicht als Mensch und Bürger, mich nicht den Terrordrohungen zu beugen", sagte Lambert in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Allenfalls Spiele ohne Zuseher kann er sich im Notfall vorstellen. Lamberts größter Wunsch ist nur noch ein einziger EURO-Auftritt – bei der Bilanzkonferenz nach dem Finale. (Sigi Lützow, 10.6.2016)