Wien – Die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetzes in Deutschland mit der vereinbarten Auktionierung des jährlich zu deckelnden Zubaus an Solar- und Windstromkapazitäten wirft Schatten bis nach Österreich. Auch hierzulande steht eine Überarbeitung des Ökostromgesetzes an.

Für den Verbund ist klar, in welche Richtung es gehen muss: "Weg mit der Einspeisevergütung und ein System wie in Deutschland mit Ausschreibungen", sagte Vorstandschef Wolfgang Anzengruber am Freitag im Klub der Wirtschaftspublizisten.

Forschunginvestitionen bevorzugt

Wenn man den neuen Erneuerbaren (im Gegensatz zu alten Erneuerbaren wie Wasserkraft sind das im wesentlichen Sonnen- und Windenergie sowie Biomasse) zum Durchbruch verhelfen müsse, dann lieber durch Investitionsförderungen oder – noch besser – Forschungs- und Entwicklungsunterstützung. Die von der Landwirtschaft urgierte Fortschreibung der Einspeisevergütung um weitere sieben Jahre für wirtschaftlich am Abgrund stehende Biogasproduzenten lehnt Anzengruber ab: "13 Jahre sind genug." Man könne sich stattdessen eine Sonderabschreibung überlegen, auf dass die unrentablen Anlagen aus dem Markt gehen.

Der Verbund selbst sei seinem Ziel, 100 Prozent CO2-frei zu werden, mit der im April 2015 erfolgten Schließung eines Blocks des Kohlekraftwerks Dürnrohr einen Schritt näher gekommen. Noch lastet das Kraftwerk Mellach bei Graz auf der Verbund-Bilanz. Das Gaskraftwerk, eines der modernsten in Europa, wird derzeit vom Verbund für das Engpassmanagement herangezogen. Noch heuer soll die Entscheidung fallen, was damit passiert. Anzengruber: "Der Prozess ist im Laufen. Wir schauen uns alle Optionen an – vom Verkauf bis zum Schließen – sprich Einmotten des Kraftwerks."

Niedriger Buchwert

Der Verbund hat das Kraftwerk, das sich wegen der niedrigen Strompreise im Großhandel und dem vergleichsweise teuren Einsatzstoff Gas noch nie wirklich gerechnet hat, in mehreren Schritten abgeschrieben. Der Buchwert beträgt noch 34 Millionen.

Sorgen bereitet Anzengruber das mögliche Auftrennen der gemeinsamen Strompreiszone mit Deutschland. Er will die von Berlin betriebene Errichtung eines künstlichen Engpasses an der Grenze verhindern, drohten doch Mehrkosten von gut 300 Millionen Euro. (stro, 10.6.2016)