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Er bleibt dabei: Erdoğan spricht weiter vom "verschmutzten Blut".

Foto: Reuters / Feisal Omar

Ankara/Athen – Der türkische Staatschef Tayyip Erdoğan hat seine in Berlin scharf kritisierten Bemerkungen über das "verschmutzte Blut" türkischstämmiger deutscher Politiker nun auch auf türkische Bürger im Inland ausgeweitet. In einer Rede vor Stadtviertelvorstehern in Ankara warf er der PKK sowie kurdischen Politikern und deren Anhängern vor, biologisch verschieden von den Türken zu sein. "Von Zeit zu Zeit tauchen Leute mit verschmutztem Blut auf, aber unsere Nation erteilt ihnen die Lektion, die sie verdienen", sagte Erdoğan vor einer Zuhörerschaft von Muhtars, gewählten Amtspersonen, die über den Alltag in einem Wohnviertel wachen.

Erdoğan nannte weder die kurdische Untergrundarmee PKK direkt beim Namen noch die Politiker der prokurdischen Minderheitenpartei HDP. Auch versuchte er, die rassistische Aussage zu mildern und erklärte: "Wenn man in unserer Kultur sagt, jemand hat "verschmutztes Blut", dann ist damit der Charakter gemeint. Es bedeutet jemanden, der Schlechtes gegen sein eigenes Volk, seine eigene Gesellschaft macht."

"Verschmutztes Blut"

Erdoğan warf bei dieser Gelegenheit auch den mehr als 1.000 Hochschullehrern und Intellektuellen in der Türkei, die im vergangenen Jänner eine Friedenspetition unterschrieben hatten, vor, "verschmutztes Blut" zu haben. Gegen die Akademiker wird wegen Unterstützung des Terrorismus ermittelt.

Zum Bombenanschlag im Istanbuler Stadtteil Fatih vergangenen Dienstag bekannte sich indes am Freitag die PKK-Splittergruppe TAK. Bei der Trauerfeier für die bei dem Anschlag getöteten Polizisten in einer Moschee kam es zu einem offenbar organisierten Angriff auf den Chef der oppositionellen Sozialdemokraten Kemal Kiliçdaroglu; auf ihn wurden im Beisein von Premier und Innenminister Patronenkugeln geworfen.

Rassistische Theorien zur Überlegenheit des "türkischen Bluts" begannen in den 1930er-Jahren. Eine der Adoptivtöchter von Republikgründer Kemal Atatürk war damals auch beauftragt worden, die Kopfgröße der türkischen Bevölkerung zu messen. (Markus Bernath, 10.6.2016)