Dimitri Payet nimmt Maß und schickt das Runde zum Sieg ins Eckige.

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Bogdan Stancu besorgte zwischenzeitlich den Ausgleich für Rumänien, indem er Keeper Lloris ins falsche Eck schickte.

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Cool: Rumäniens Torschütze.

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Beim 1:0 durch Olivier Giroud (re) machte Rumänien-Keeper Ciprian Anton Tatarusanu nicht die beste Figur.

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Saint-Denis – Mit einer für die Umstände recht ausgelassenen Eröffnungsfeier hatten sich die 80.000 Zuseher im Hochsicherheitstrakt namens Stade de France auf den ersten Auftritt der favorisierten Gastgeber einstimmen lassen. DJ David Guetta, schon am Vorabend bei der Eröffnung der Hauptfanzone auf dem Marsfeld vor dem Eiffelturm im Einsatz, sowie 150 Tanzende in bunten Kostümen sorgten für gute Laune, sichtlich auch beim französischen Staatspräsidenten Francois Hollande auf der Tribüne. Zum Abschluss zauberten die Düsenjäger der Patrouille de France die Tricolore in den nächtlichen Himmel.

Danach donnert die Marseillaise durch das Oval, doch das "Allons enfants de la Patrie" schien eher zur Verunsicherung der Kinder des Vaterlandes beigetragen zu haben. Die Mannschaft von Didier Deschamps schien dem auf ihr lastenden Druck nicht gewachsen, während die Rumänen ziemlich locker dem Vorurteil, sie würden sich vor allem auf die Defensive konzentrieren, enteilten.

"Die Abwehr ist Frankreichs größtes Problem. Viele Spieler sind verletzt. Das wollen wir ausnutzen", hatte Rumäniens Kapitän Vlad Chiriches angekündigt. Folgerichtig fanden die Seinen die erste Großchance der EURO 2016 vor. Florin Andone verlängerte einen Eckball geschickt per Kopf, doch Bogdan Stancu schoss Goalie Hugo Lloris aus kürzester Distanz nur an (4.). Nicht besser als die Franzosen kam Schiedsrichter Viktor Kassai in die Gänge, der an und für sich routinierte Ungar blieb lange bei seiner Heimtendenz und also fehlerhaft, während sich Deschamps’ Männer langsam das Blei aus den Beinen zu spielen begannen. Natürlich ergaben sich bald Chancen. Ein Kopfball von Olivier Giroud segelte knapp am Tor vorbei (10.), ein ähnlicher Versuch von Antoine Griezmann klatschte an die Stange (14.).

Insgesamt blieben Les Bleus aber blass, auch weil Jungstar Paul Pogba von Juventus Turin zunächst unauffällig spielte und der dritte Angreifer, Dimitri Payet von West Ham, ziemlich einsam zangelte. Ungewöhnlich, dass Griezmann auch eine zweite gute Chance vergab (36.). Gerade wegen seiner notorischen Humorlosigkeit vor dem Tor hat der 25-Jährige eine wahre Traumsaison bei Atlético Madrid hinter sich.

Ice Bucket Challenge

Die Rumänen, von Trainerfuchs Anghel Iordănescu blendend eingestellt, eröffneten auch die zweite Hälfte mit einer Art Ice Bucket Challenge für die Franzosen. Doch Türkei-Legionär Stancu ließ sich nach einem schweren Schnitzer von Adil Rami auch die zweite Großchance der Nummer 22 der Weltrangliste entgehen (47.).

Wie zum Trotz hallte es dann Allez les Bleus von den Rängen, und die rissen sich wie schon vor der Pause wieder am Riemen. Erst vergab Giroud eine Gelgenheit, dann Pogba nach herrlicher Vorarbeit von Payet per Volley. Die Enttäuschungsseufzer von den Rängen waren noch kaum verklungen, da erlöste Giroud die Massen. Nach Flanke von Payet und zögerlichem Einschreiten des rumänischen Goalies Ciprian Tatarușanu netzte der Stürmer von Arsenal per Kopf (57.).

Damit hätte die Sache schon erledigt sein können, hätte, weil Patrice Evra, schon zuvor recht weit von seiner Bestform entfernt, im Strafraum ein Bein gegen Nicolae Stanciu stehen ließ. Referee Kassai brauchte die Ermunterung seines Assistenten, um auf den Punkt zu zeigen. Beim dritten Versuch ließ sich Stancu nicht mehr lumpen – Ausgleich zum 1:1 per Elfmeter in der 65. Minute.

Deschamps reagierte, brachte Bayerns Kingsley Coman statt Griezmann, es folgte das erwartete Anrennen gegen die rumänische Defensive, die in der gesamten Qualifikation nur zwei Gegentreffer hinnehmen hatte müssen. Pogba wich noch Anthony Martial von Manchester United. Doch es blieb Payet vorbehalten, die Nation zu erlösen. Der 29-Jährige traf im 21. Länderspiel mit einem Traumtor per Fernschuss aus 19 Metern ins Kreuzeck (89.). Danach holte ihn Deschamps vom Feld – der Mann aus dem Übersee-Département Réunion ging mit Freudentränen in den Augen. (lü, 10.6.2016)

Fußball-EM 2016, Gruppe A, 1. Runde:

Frankreich – Rumänien 2:1 (0:0)
St. Denis/Paris, Stade de France, 80.000 Zuschauer, SR Kassai/HUN.

Tore:
1:0 (57.) Giroud
1:1 (65.) Stancu (Elfmeter)
2:1 (89.) Payet

Frankreich: Lloris – Sagna, Rami, Koscielny, Evra – Pogba (77. Martial), Kante, Matuidi – Griezmann (66. Coman), Giroud, Payet (92. Sissoko)

Rumänien: Tatarusanu – Sapunaru, Chiriches, Grigore, Rat – Pintilii, Hoban – Popa (82. Torje), Stanciu (72. Chipciu), Stancu – Andone (61. Alibec)

Gelbe Karten: Giroud bzw. Chiriches, Rat, Popa