Dies ist ein Warnhinweis: Es spoilert gar sehr. Sollten Sie die Folge noch nicht gesehen haben und kein Fan von schriftlichen Überraschungen sein, scrollen Sie bitte nicht runter.

Ein Blick in die Zukunft, in Folge 9.
GameofThrones

Das hatten sich viele Fans etwas komplexer vorgestellt. Arya ist aber – so wie es aussieht – schlicht und ergreifend Arya und hat sich letzte Woche einfach nur als ein bisschen gedankenverloren erwiesen. Die Stiche, die sie von the Waif in der in den Bauch kassiert hat, lassen sich durch ein paar Mullbinden und einem Teller Suppe der Schauspielerin Lady Crane halbwegs heilen. Gestorben sind also nur ein paar Fantheorien, Lady Crane und endlich deren Mörderin the Waif. Ihr Gesicht steht jetzt zur Wiederverwendung zur Verfügung. Arya hat nun auch endgültig keine Lust mehr auf die Namenlosigkeit, spricht den ihren laut aus und will jetzt endlich nach Hause. Jaqen H'ghar, der Arya the Waif ja erst auf den Hals gehetzt hatte, lächelt, vielleicht ein weises Lächeln. Anscheinend war die ganze Schleife nur dazu da, Arya willenstechnisch noch stärker zu machen. Dazu dürfte sie mittlerweile über einen Körper aus Stahl verfügen, suggeriert zumindest die quasi Spontanheilung.

Arya rennt.

Like a Rolling Stone

Sandor Clegane ist derweil auf Rachefeldzug. In einem ersten Streich tötet er auf durchaus brachiale Weise vier Mitglieder der Gruppe, die die Dorfgemeinschaft niedermetzelten. Die übrigen Mörder findet er dann bereits am Galgen vorbereitet vor, die Bruderschaft will ihre eigenen Mitglieder wegen Rufschädigung hinrichten. Sandor bekommt wegen seiner persönlichen Betroffenheit zwei zum Töten geschenkt, die Bruderschaft lehnt allerdings seine Methode des Köpfens ab und besteht auf die angeblich humanere Variante des Hängens. Ansonsten ist es noch immer gut, dass Sandor zurück ist; er mag nicht viel sagen, aber wenn, dann pointiert. Diesmal übt er sich nonchalant in einem Nebensatz in Religionskritik.

Dieser Weg wird kein leichter sein

In Kings Landing vertreibt sich Cersei die Zeit mit Trinken. Cousin, Exliebhaber und religöser Eiferer Lancel unterbricht diese wichtige Tätigkeit und lädt die Königsmutter zum höchsten Spatzen ein. Genauer: Er befiehlt ihr zu erscheinen. Cersei möchte erwartungsgemäß nicht und wählt die Gewalt. Die Gewalt, das ist Ser Gregor, der, ganz in guter alter Cleagane-Kampftradition, kurzen Prozess mit einem Kampf-Spatzen macht. Die Szenen beider Clegane-Brüder sind übrigens nicht unbedingt vor dem Frühstück zu empfehlen.

Cersei und der Berg.
Foto: HBO

Nicht im Griff hat Cersei aber weiterhin Sohn Tommen. Dieser versucht so etwas wie eine Rede zu halten, die einen ähnlichen Fremdschämeffekt hat, wie wenn man so manchem hiesigem Politiker bei der rhetorischen Schwerstarbeit zuschauen muss. Im Gegensatz dazu kann Tommen einem allerdings wirklich leidtun. Der Kinderkönig wirkt nicht sehr glücklich, als er das Verfahren gegen seine Mutter und Loras Tyrell verkündet. Insbesondere für Cersei ist es ärgerlich, dass das Urteil durch Zweikampf nun verboten wird, denn als Anwalt dürfte Ser Gregor sich nun eher nicht eignen. So unsympathisch die religiösen Eiferer auch sein mögen, ein Rechtsurteil per Gericht entspricht, zumindest theoretisch, eher der modernen Rechtsprechung als ein Stellvertreterkampf der Gladiatoren.

Cersei samt Hexenmeister scheinen aber zumindest ein Gerüchte-As im Ärmel zu haben. Worum es sich dabei handeln könnte und ob es sich konkret gegen High Sparrow richtet, bleibt aber erstmal unter den zweien.

Bizarre Love Triangle

Dass Jaime Lannister ein Hübschi ist, wird gleich mehrmals thematisiert. Bronn äußert im Gespräch mit Podrick, dass es frauentechnisch einigermaßen frustrierend sei, mit dem einhändigen Ritter umherzuziehen. Und auch Edmure Tully erwähnt dessen kantigen Kiefer und die goldenen Rüstung. Die inneren Werte des Königsmörders überzeugen den Gefangenen jedoch weniger. Dennoch lässt sich Edmure darauf ein, Riverrun den Walder-Gesandten zu übergeben. Jaime droht ihm zunächst mit dem Tod seines Sohnes, worauf Edmure die Festung betritt, Blackfish den Oberbefehl abnimmt und die Tore öffnet. Das bedeutet auch das Ende von Brynden Tully. Anstatt mit Brienne zu fliehen, wirft er sich in den Kampf und stirbt. Ziemlich sicher zumindest, Bilder sieht man nicht. Brienne hatte zuvor noch versucht, den alten Blackfish zur freiwilligen Übergabe zu bewegen. Mit Jaime Lannister hatte sie freies Geleit für die Tullys ausgehandelt, um den Onkel zu Sansas Armee zu lotsen. Nun, da ihr Plan gescheitert ist, paddelt sie mit Podrick davon.

Pittoreske Ritter-und-Ritterinnen-Szenen.
Foto: hbo

Waren bei dem ersten Zusammentreffen von Jaime und Brienne die Vermutungen von Bronn ("He'd fuck her, that's for sure. And she'd fuck him") deutlich spannender als deren Konversation, sind die intensiven Abschiedsblicke tatsächlich herzzerreißend. Doch nicht nur durch das Kriegsschicksal wird ihnen ein Miteinander verwehrt, auch Jaimes fortwährende Fixierung auf seine Schwester dürfte einer erfüllten Beziehung im Wege stehen. "I love Cersei" erklärt er Edmure bedeutungsschwer, und wär' der Kontext nicht, wie er wär', hätte es etwas Rührendes.

Mother's Little Helper

Auch in Meereen steht ein Abschied an. Varys verlässt Tyrion zur Geheimmission Richtung Westeros. Jetzt ist Tyrion endgültig fad, Daenerys ist ja noch immer verlustig, und er animiert – man kann auch von einem sanften Zwang sprechen – Grey Worm und Missandei zum Trinken und Witzeerzählen. Witze, über deren Qualität man streiten kann. Gerade als alle Beteiligten – vermutlich aus Langweile – sich zu einem zarten Lächeln überwinden können, klingeln die Alarmglocken. Eine Kriegsflotte steuert auf Meereen zu. Aber alles halb so wild, denn Daenerys eilt zu Tür herein. Vielleicht bringt sie ein bisschen Stimmung in die Bude, es wäre zu hoffen.

Flanieren in Meereen.
Foto: hbo

Und was sagen Sie?

Episode acht war jetzt nicht eben rasant. Der Körpereinsatz der Clegane-Brüder brachte etwas Brutalität mit sich, das Abschiedwinken des verhinderten Liebespaares ein bisschen Romantik, der Tod von Blackfish ist sehr bedauerlich, die Heilung von Arya etwas merkwürdig. Oder sehe ich das falsch, und die Folge war trotz Gemächlichkeit ein Knaller? Immerhin ist Arya nun nicht mehr "No One", und was ist das für Gerücht, über das Cersei sich erfreut zeigt? (Julia Meyer, 13.6.2016)