Wilhelmshaven – Die Nachfrage nach mineralischen Ressourcen steigt weltweit kontinuierlich. Längst wird auch die Tiefsee nach Mangan, Nickel, Kupfer oder Kobalt erkundet. Diese wertvollen Mineralien sind in Form von Manganknollen besonders häufig im zentralen Pazifik am Meeresboden zu finden, und zwar in der sogenannten Clarion-Clipperton-Bruchzone in über 4000 Metern Tiefe.

"Diese Manganknollenfelder sind aber viel mehr als nur potentielle Unterwasser-Bergbaugebiete", sagt Pedro Martínez Arbizu vom Deutschen Zentrum für Marine Biodiversitätsforschung (DZMB) in Wilhelmshaven. Er hat mit einem internationalen Team die möglichen Auswirkungen des Manganknollen-Abbaus auf die Artenvielfalt erforscht. Wie die Ergebnisse in "Scientific Reports" nahelegen, leben in Gebieten mit Manganknollen doppelt so viele Individuen wie in Tiefseebereichen ohne die erzhaltigen Konkretionen. Die Auswirkungen eines Abbaus seien zudem noch knapp 40 Jahre später deutlich sichtbar.

Langsames Wachstum

Manganknollen wachsen über einen Zeitraum von Millionen von Jahren. Die Fauna rund um die Tiefseemineralien ist daher an sehr gleichförmige Lebensbedingungen angepasst. Manganknollenfelder bieten einen Lebensraum für verschiedene Seesternarten, Seegurken und Seeigel. Auf den Knollen selbst leben Korallen, Schwämme, Moostierchen und Anemonen, aber auch mikroskopische Fadenwürmer, Krebse und Einzeller. "In Gebieten mit Manganknollen leben im Schnitt 25 Organismen auf 100 Quadratmetern Tiefseeboden, in Gebieten ohne Manganknollen sind es weniger als zehn. Dies zeigt uns, dass die mineralischen Knollen ein wichtiger Baustein des Lebensraums für die Tiefseefauna sind", so Martínez Arbizu.

Die Wissenschafter untersuchten, wie sich der Abbau von Manganknollen auf diese Lebewesen auswirkt und ob, wie schnell und von wo aus die abgebauten Gebiete wieder besiedelt werden. Zwei der Beobachtungspunkte lagen daher in Gebieten, in denen vor 20 bzw. 37 Jahren der Abbau von Manganknollen simuliert wurde. "Darüber hinaus haben wir uns auch die Tierwelt in zwei aktuellen – acht Monate und drei Jahre alten – experimentell gestörten Testgebieten angeschaut", sagte der Meeresforscher.

Bedrohte Korallen

Mit erschreckendem Ergebnis: Selbst 40 Jahre nach dem Abbau von Manganknollen sei noch eine deutliche Störung sowie ein Verlust der Artenvielfalt zu erkennen. Am härtesten trifft der Abbau demnach Korallen und Schwämme, die den harten Untergrund der Knollen als Lebensraum benötigen – auf dem weichen Sediment in der umliegenden Tiefsee finden sie keinen Halt. "Der Abbau von Manganknollen beeinflusst die Vielfalt der Tiefsee-Fauna auch auf lange Sicht negativ", resümiert Martínez Arbizu. (red, 13. 6. 2016)