Wien – Die parasitären Fadenwürmer Dirofilaria repens und Dirofilaria immitis kannte man in Österreich bis vor kurzem hauptsächlich als unangenehme Reise-Mitbringsel. Forscher der Vetmeduni Vienna fanden nun jedoch Anhaltspunkt für deren Ansiedlung in Österreich, wie sie in "PLOS Neglected Tropical Diseases" berichten.

Die bisher in Süd- und Osteuropa heimischen Parasiten Dirofilaria repens und immitis, werden von Stechmücken in erster Linie auf Hunde übertragen. Dort reifen sie heran, paaren sich und gelangen wiederum durch Stechmücken in den nächsten Wirt. "Diese Fadenwürmer befallen auch Menschen und Katzen. Sie können aber nur im Hund Nachkommen zeugen, die auf Stechmücken übertragen werden", erklärt Studienleiter Hans-Peter Fuehrer von der Vetmeduni Vienna.

Haut und Herz

Ist ein Hund mit Dirofilaria repens infiziert, sammeln sich die ausgewachsenen Würmer in Hautknoten im Unterhautgewebe oder seltener im Auge. Die Hautknoten werden häufig falsch diagnostiziert und mit Tumoren verwechselt. Ähnliche Krankheitsbilder können, wenn auch selten, auch beim Menschen auftreten. Der Herzwurm Dirofilaria immitis nistet sich dagegen im Herzen oder in der Lungenschlagader infizierter Hunde ein und ist damit ungleich schwerer behandelbar. Beim Menschen kann es ebenfalls zu einer Erkrankung der Lunge und in Folge zu einer Verwechslung mit Tumoren kommen.

Dirofilaria repens wurde schon 2012 in Stechmücken im Burgenland nachgewiesen. Bis zu diesem Zeitpunkt ließen sich dokumentierte Infektionen hauptsächlich auf Auslandsreisen oder Hundeadoptionen zurückführen. "Eine Infektion mit dem Parasiten direkt in Österreich konnten wir zuvor vermuten, aber nicht belegen", so Fuehrer. Der Nachweis in heimischen Stechmücken war allerdings der erste Anhaltspunkt, dass sich Dirofilaria repens bereits im Land etabliert hat oder bis dato übersehen wurde. Neue Infektionen könnten somit auch direkt in Österreich verursacht worden sein.

Günstiges Klima

Dieser Nachweis steht für den Herzwurm Dirofilaria immitis noch aus. Bestätigte Infektionen waren bisher stets mit Auslandsaufenthalten verbunden. In unmittelbaren Nachbarländern wie der Slowakei oder Ungarn siedelte sich der Herzwurm im Fahrwasser von Dirofilaria repens allerdings beständig an. "Bedenkt man, dass der Herzwurm bisher in den meisten Fällen den Spuren von Dirofilaria repens folgte, scheint sein Wechsel vom Touristen zum Dauergast bei uns nur eine Frage der Zeit", folgert Fuehrer.

Die Forscher vermuten, dass sich das Verbreitungsgebiet der Parasiten aufgrund von Klimaveränderungen kontinuierlich von Süd- bzw. Osteuropa weiter in den Norden ausdehnt. Diese Entwicklung wird vor allem in Ländern mit vielen streunenden Hunden begünstigt. "In Österreich halten sich dagegen die meisten Hunde häufig in geschlossenen Räumen auf. Somit wird es den beiden Fadenwürmern erschwert, sich zu etablieren", so Fuehrer.

Um dem Trend der Ansiedlung noch stärker entgegenzuwirken, müssten rechtzeitig Maßnahmen ergriffen werde. "In erster Linie muss das Monitoring von Stechmücken und Wildtieren kontinuierlich und flächendeckender ausgeführt werden", so der Experte. Wichtig sei aber vor allem die richtige und frühzeitige Diagnose beim Befall. Fuehrer: "Sowohl im veterinär- als auch humanmedizinischen Bereich sollten Dirofilarien als mögliche Auslöser einer Krankheit ernst genommen und in die Diagnose miteinbezogen werden." (red, 13. 6. 2016)