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Polizisten Dienstagfrüh am Tatort.

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Spezialeinheiten der Polizei in Magnanville.

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Feuerwehr vor Ort.

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Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve nannte den Angriff einen "abscheulichen Akt von Terrorismus".

Foto: REUTERS/Philippe Wojazer
  • Ein 25-jähriger Mann erstach einen Polizisten in Magnanville westlich von Paris, verschanzte sich in dessen Haus und tötete danach auch dessen Lebensgefährtin.
  • Eine Spezialeinheit der Polizei stürmte das Haus und erschoss den Attentäter.
  • Laut Justizkreisen bekannte sich der Täter zur Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Ob es tatsächlich eine Verbindung gab, ist nicht bekannt.
  • Der Täter war wegen Zugehörigkeit zu einer jihadistischen Gruppe vorbestraft.
  • Drei Festnahmen im Zusammenhang mit Angriff.

Paris – Während der Fußball-EM in Frankreich hat ein vorbestrafter Angreifer nahe Paris einen Polizisten und dessen Ehefrau getötet. Der 25-jährige Larossi A. erstach in dem Pariser Vorort Magnanville am Montagabend zunächst den Beamten und wurde bei der folgenden Geiselnahme, bei der die Frau des Polizisten ermordet wurde, von Eliteeinheiten erschossen.

Zuvor bekannte er sich nach Polizeiangaben zur Jihadistenmiliz "Islamischer Staat". Staatschef François Hollande sprach von einem Terrorakt.

Der Angreifer, der bereits wegen jihadistischer Umtriebe zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden war, tötete zunächst den in Zivil gekleideten 42-jährigen Polizisten vor dessen Wohnhaus. Dabei rief er nach Augenzeugenberichten "Allahu akbar" (Gott ist groß). Danach nahm er Frau und Kind des Polizisten als Geisel und verschanzte sich im Haus der Familie. Weil Verhandlungen erfolglos blieben, stürmten Sondereinheiten der Polizei das Haus und töteten dabei den Angreifer, teilte das Innenministerium mit. Die Frau des getöteten Polizisten, Sekretärin in einem nahegelegenen Polizeirevier, wurde tot aufgefunden, sie hatte eine Wunde am Hals. Der dreijährige Sohn überlebte "unter Schock, aber äußerlich unverletzt".

Nach dem Mord haben Ermittler drei Männer aus dem Umfeld des Angreifers in Polizeigewahrsam genommen. Es handle sich um Männer im Alter von 27, 29 und 44 Jahren, sagte Staatsanwalt Brice Robins am Dienstag. Nähere Details nannte er nicht. Innenminister Bernard Cazeneuve hatte zuvor gesagt, es gehe nun darum, mögliche Komplizen zu finden.

Morde live auf Facebook

Wie ein Journalist von Radio France International, David Thomson, auf Twitter verbreitet, hat der Attentäter die Morde auf Facebook live übertragen. Der Account ist allerdings nicht mehr zugänglich.

Antiterrorabteilung ermittelt

Die Antiterrorabteilung der Pariser Staatsanwaltschaft übernahm noch in der Nacht die Ermittlungen. Präsident Hollande hielt Dienstagfrüh eine Krisensitzung mit Premier Manuel Valls und wichtigen Ministern und Beratern ab. Innenminister Bernard Cazeneuve sprach anschließend von einem "niederträchtigen Terroranschlag". Hollande selbst sagte, das Attentat habe "zweifellos" einen terroristischen Hintergrund.

Hinweise auf ein islamistisches Motiv hatte es sehr schnell gegeben: Während der Geiselnahme bekannte sich A., der aus der an Magnanville grenzenden Gemeinde Mantes-la-Jolie stammt, in Verhandlungen mit der Polizei zur IS-Miliz. Auch der IS erklärte, die Tat sei von einem seiner Kämpfer verübt worden.

"Kämpfer des 'Islamischen Staats' tötet Vizechef der Polizeistation von Les Mureaux und seine Frau mit Stichwaffen nahe Paris", verkündete das IS-Sprachrohr Amaq nach Angaben des auf die Auswertung islamistischer Websites spezialisierten Unternehmens Site. Über Amaq hatte sich der IS bereits zu dem Anschlag auf einen Nachtclub im US-Bundesstaat Florida in der Nacht auf Sonntag bekannt – wenngleich die US-Behörden keine Hinweise haben, dass der Täter tatsächlich in Kontakt mit der Miliz stand.

Verurteilter Attentäter

Der Attentäter von Magnanville war hingegen schon 2013 wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung zu drei Jahren Haft verurteilt worden, wie aus Ermittlerkreisen verlautete. Sechs Monate davon wurden zur Bewährung ausgesetzt. Er wurde zusammen mit sieben anderen Angeklagten wegen Zugehörigkeit zu einer französisch-pakistanischen Jihadistengruppe verurteilt. Zuletzt stand er wieder im Visier der Ermittler, diesmal wegen einer Gruppe mit Verbindungen nach Syrien, hieß es von Ermittlern.

In Frankreich herrscht seit den Anschlägen vom 13. November mit 130 Toten der Ausnahmezustand. Insbesondere während der Fußball-EM werden weitere Anschläge von Islamisten befürchtet. (APA, 14.6.2016)