Teslas E-Auto ist für manche Zeitgenossen in Sachen Mobilität der Inbegriff von Cool.

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Wien – Lediglich 10.000 der mehr als vier Millionen Autos in Österreich sind derzeit mit Elektroantrieb unterwegs. Jetzt wird der "Popcorn-Effekt" gesucht, wie Michael Fischer, Chef der Elektroauto-Plattform Smatrics, es auf einer Presseveranstaltung in Wien formuliert. Anlass für die Veranstaltung war die Fertigstellung des grenzüberschreitenden Ladenetzwerks auf der Westachse, "Crossing Borders". Der Klima- und Energiefonds hat das Projekt mit drei Millionen Euro aus dem Topf des Verkehrsministeriums gefördert.

Der Popcorn-Effekt – ausgelöst durch ein massives Förderungssystem – hat in Norwegen dafür gesorgt, dass innerhalb von acht Monaten der Anteil der Elektroautos an den Gesamtzulassungen von zwei auf 20 Prozent gestiegen ist. Der Staat gilt deswegen als Rolemodel bei der Förderung der E-Mobilität.

Guter Wille vorhanden

Am Willen mangelt es hierzulande nicht: Die Verantwortlichen im Bereich Verkehr, Infrastruktur, Forschung & Entwicklung und Elektrifizierung signalisierten am Dienstag grünes Licht für die Zukunft des fossiltreibstofffreien Autoverkehrs. Um etwas zu erreichen, will Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) an zahlreichen Schrauben drehen. Ob eine Kaufförderung, wie Deutschland sie soeben beschlossen hat, dazugehören wird, ist offen. Derzeit laufe die Förderung in Österreich noch "etwas unkoordiniert", sagt Leichtfried. Manche Bundesländer bieten bereits Kaufprämien, seit dem Vorjahr gibt es Steuererleichterung für Dienstfahrzeuge.

Verbund-Chef Wolfgang Anzengruber gerät in Sachen E-Auto ins Schwärmen: "Ich nutze das seit dreieinhalb Jahren privat. Da steigt man nicht mehr um". Elon Musk habe mit Tesla das Thema trendy gemacht, sagt er. Den höheren Anschaffungskosten der verfügbaren E-Autos hält Anzengruber die Gesamtkosten über die Laufzeit entgegen. "Da haben wir das jetzt schon erreicht." Was nun hierzulande fehlt? Man könne ja bei der Förderung der Pendlerpauschale etwas zurückfahren zugunsten von mehr Geld für E-Mobilität, sagt Anzengruber mit Blick auf Leichtfried.

Arbeit am Gesamtpaket

Konkretes will der Verkehrsminister aber noch nicht dazu sagen. Auch nicht, ob die Dieselbevorzugung in Österreich zur Disposition steht. Nur so viel: Es wird an einem Gesamtpaket gearbeitet. Ähnlich dem norwegischen Modell seien viele Varianten der Förderung von Elektroautos denkbar: Fahrprivilegien für die Nutzer, Steuervorteile nicht nur für Dienstautos, die Nutzung von Busspuren.

An der Infrastruktur mangelt es nicht mehr, sagt Smatrics-Chef Fischer. "Alle 60 Kilometer gibt es eine Schnellladestation nur von uns. 400 Ladepunkte (davon 200 Schnellladestationen, Anm.) gibt es in Österreich. Mit dem E-Auto nach Italien auf Urlaub fahren ging letztes Jahr schon". Mit dem grenzüberschreitenden Ladenetzwerk ist die reibungslose Fahrt für Elektroautos von Bratislava über Wien, Salzburg bis nach München gesichert. Bis 2020 soll Österreich flächendeckend mit Ladestationen für E-Autos ausgestattet sein, so das Ziel von Leichtfried.

Nicht alles was jetzt zu tun sei, koste Geld, ergänzt Smatrics-Chef Fischer: "Wer in Niederösterreich einen Parkplatz für mehr als 50 Autos errichtet, muss eine Ladestation hinstellen." Smatrics hat laut Fischer bisher einen hohen einstelligen Millionenbetrag in die Ladeinfrastruktur investiert, "den Break-even haben wir noch nicht erreicht". Auch Anzengruber stellt fest, dass man sich nicht "aus missionarischem Eifer" engagiere. "Wir erwarten Rückflüsse Ende des Jahrzehnts."

Ausgereifte Autotechnologie

Auch die Autos seien mittlerweile ausgereift, sagt Andreas Käfer, Verkehrsplaner und Geschäftsführer von Traffix, "seit langer Zeit". Käfer selbst fährt seit 20 Jahren elektrisch. Was ihm fehlt: "Sie finden im öffentlichen Raum jede Pizzeria ausgeschildert, E-Ladestationen aber nicht." Die Autoindustrie habe der E-Konkurrenz selbst Steine in den Weg gelegt oder zumindest verbreitet, dass E-Mobilität noch nicht ausgereift sei, weil die eigenen Geschäftsmodelle damit nicht vereinbar seien, glaubt Käfer.

Jetzt gehe es jedenfalls um die "Mühen der Ebene", wie Theresia Vogel, Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds, konstatiert. Dazu gehört laut Anzengruber auch die Bürokratie: "Wenn einer unserer Mitarbeiter bei uns Strom auflädt, kostet das kaum Geld. Aber ich muss das verrechnen, versteuern. Das ist den Aufwand nicht wert." (rebu, 14.6.2016)