Marseille – Drei Punkte allein sind für einen Gastgeber wie Frankreich eindeutig zu wenig. Das späte 2:1 über Rumänien wurde in der öffentlichen Debatte eher als Stolperei abgehandelt. Vor allem die blauen Leithammel – Juve-Star Paul Pogba, Atlético-Star Antoine Griezmann – wurden in die Pflicht genommen.
Da aber gleichzeitig so manch Neuer aufgezeigt hat, insbesondere der 29-jährige Dimitri Payet von West Ham, scheint Coach Didier Deschamps gleich einen größeren Umbau zu planen. Man spricht davon, die Blauen um 21 Uhr (Liveticker auf derStandard.at) nicht im gewohnten, klassischen 4-3-3 zur Rehabilitation auflaufen zu lassen, sondern in der Formation 4-2-3-1. Laut L'Équipe ist das zuletzt auch schon fleißig trainiert worden.
Junge Flügel
Zu Payet, den sie jetzt alle sehr in den Himmel hochjauchzen, kämen auf den Außenbahnen dann, so munkelt man, der 20-jährige Bayer Kingsley Coman und der gleichaltrige Anthony Martial von Manchester United. Von diesem schwärmt Deschamps regelrecht: "Er hat eine besondere Gabe im Dribbling, ist auch pfeilschnell und trifft das Tor."
Der 35-jährige Verteidiger Patrice Evra von Juventus hängt schon all seine persönlichen Turnierhoffnungen daran: "Die jungen Spieler werden für mich die EM gewinnen. Ich selbst brauche keine Küsschen links und rechts."
So weit darf der Trainer allerdings nicht denken. Ihm muss es ums Naheliegende gehen, den zweiten vorm dritten Schritt, der dann der Aufstieg wäre: "Wenn wir gegen Albanien gewinnen, sind wir wahrscheinlich für die nächste Runde qualifiziert."
Ohne Kapitän
Das bislang letzte Länderspiel im Vorjahr war freilich Warnung genug, das alles nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Da unterlagen ja die Franzosen freundschaftlich, aber dennoch 0:1. Und die Auftaktpartie gegen die Schweiz unterstrich die damals selbst erlittene Stärke der Skipetaren.
Die müssen in der zweiten EM-Partie allerdings ausgerechnet auf ihren Kapitän, den Abwehrchef Lorik Cana verzichten. Der einstige Marseille-Spieler griff im Spiel gegen die Schweiz mit voller Absicht zum Ball, sah Gelb-Rot und kommt so quasi ums Heimspiel. Darin sieht Gianni de Biasi, der Italiener, der das albanische Team seit fünf Jahren coacht, zwar schon eine unangenehme Schwächung, woraus sich aber keineswegs die Chancenlosigkeit ergebe: "In vergangenen Freundschaftsspielen haben wir sie schon geschlagen und unentschieden gespielt. Wir werden versuchen, genau das zu wiederholen."
Natürlich, jetzt spiele der Gegner daheim. Es gehe um was. "Es wird eine harte Aufgabe, aber nichts ist unmöglich."
Schon gar nicht Frankreichs neuem Superstar, um den gerüchteweise schon die Großen und ganz Großen Schlange stehen. Patrice Evra bat inständig: "Bitte dreht nicht alle durch wegen Dimitri!" Da müsste der Altgediente zuallererst auch ein Wort mit dem Trainer reden. Didier Deschamps hatte versprochen: "Payet werde ich in Eiswürfel einfrieren, damit ihm bis zum nächsten Spiel nichts passiert." Das nächste Spiel, das wäre eben nun genau das gegen Albanien. (sid, wei, 14.6.2016)
Gruppe A, 2. Runde:
Frankreich – Albanien (21.00 Uhr, Marseille, Stade Velodrome, SR Collum/SCO).
Frankreich: 1 Lloris – 15 Sagna, 4 Rami, 21 Koscielny, 3 Evra – 19 Pogba, 5 Kante, 14 Matuidi – 20 Coman, 9 Giroud, 8 Payet
Ersatz: 16 Mandanda, 23 Costil – 2 Jallet, 13 Mangala, 17 Digne, 22 Umtiti, 6 Cabaye, 12 Schneiderlin, 18 Sissoko, 7 Griezmann, 10 Gignac, 11 Martial
Albanien: 1 Berisha – 4 Hysaj, 17 Aliji, 15 Mavraj, 7 Agolli – 13 Kukeli – 21 Roshi, 14 T. Xhaka, 22 Abrashi, 3 Lenjani – 10 Sadiku
Ersatz: 12 Shehi, 23 Hoxha – 2 Lila, 6 Veseli, 18 Ajeti, 8 Basha, 9 Memushaj, 20 Kace, 11 Gashi, 16 Cikalleshi, 19 Balaj
Es fehlt: 5 Cana (gesperrt)