Zweite Amtszeit für Kapsch trotz einiger Kritik.

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Wien – Georg Kapsch hängt noch eine Runde an. Der Präsident der Industriellenvereinigung (IV) soll am Donnerstag für weitere vier Jahre gewählt werden. Eine zweite Periode für den Chef ist zwar in der schillernden Institution am Wiener Schwarzenbergplatz Usus, aber dennoch nicht selbstverständlich. Die von Kapsch gesetzten Akzente kommen nicht bei allen 4.200 Mitgliedern rasend gut an. Und der Einfluss der Interessenvertretung war auch schon größer.

Die Verlängerung von Kapsch – formal entscheidet der 120-köpfige Vorstand über den Posten – führen Insider auf drei Gründe zurück: Der Unternehmer gilt als äußerst strebsam und engagiert; für die schwache Performance des Industriestandorts wird die mangelnde wirtschaftspolitische Kompetenz der Regierung verantwortlich gemacht, gegen die Kapsch nicht allzu viel ausrichten könne; und schließlich müssen auch Kritiker einräumen, dass die Industrie nicht gerade über einen Fundus an Alternativen verfügt, die auch bereit wären, das arbeitsintensive Amt zu übernehmen. So wurde bisher auch kein Gegenkandidat nominiert.

Rücken stärken

"Wir sind gut beraten, uns hinter Kapsch zu stellen, auch wenn er andere Vorstellungen hat als viele Mitglieder", meint ein Vorstandsmitglied zum STANDARD. Ein anderer Kritiker hat ebenfalls eingelenkt: Angesichts des Rückfalls des Standorts könne man Kapsch nur den Rücken stärken, um die Industrie nicht weiter zu schwächen.

Das war nicht immer so. Der von den Industriellen gern angeprangerte Reformstau hat auch Kapsch belastet. Und die Vorlieben des früheren Mitglieds des Liberalen Forums für gesellschaftspolitische Themen – insbesondere die Bildung – waren einigen Unternehmern zu weit weg von den ureigensten Aufgaben der IV. Lohnkosten, Steuerbelastung, Energiepolitik und dergleichen sind ihnen näher als Themen von allgemeiner Relevanz.

So wurde im Vorjahr auch sondiert, wer in die Fußstapfen treten könnte. Erfolglos. Geholfen soll auch haben, dass Kapsch sich in der zweiten Amtszeit stärker den unmittelbaren Industriethemen widmen will. Eine Veränderung wird es aber doch geben. Axel Greiner, Chef der IV Oberösterreich, zieht als Vizepräsident in das Präsidium ein. (as, 14.6.2016)