Irgendwie ist doch jeder gehalten, manchmal ein bisserl Selbstreflexion zu betreiben. Die einen reden zu viel, die anderen schreiben zu viel, wir selbst reden und schreiben zu viel. Als wären unsere damit verbundenen Qualen hörbar, erreichte uns jüngst eine Abhilfe versprechende Einladung. Zum wohlfeilen Seminar "Redediät" (sieben Stunden für 899 Euro) gegen "Sprachspeck".
"Machen Sie Ihre Gesprächspartner hungrig!", so das Motto, und schon der Stundenplan klingt appetitlich. Gleich in der Früh geht's los mit dem Erlernen der "5-Satz-Technik" (Himmel, hier stehen schon sechs Sätze) und Tipps fürs Reden in der "Ich-Zone" statt "U-Zone" (einst hieß das Ich-Botschaft).
Das Lehrziel "Phrasenkiller gegen Killerphrasen – So bleiben Sie souverän" hat sogar schon den neuen Kanzler erreicht. Sonst hätte der sicher nicht gelobt, künftig für jeden seiner "Am Ende des Tages"-Sager zehn Euro zu spenden.
Wie auch immer, am Ende des Seminartages werden "relativierende Füllwörter wie irgendwie, ein bisschen, manchmal" aus unserem Sprach- und Schreibschatz gekillt sein. Ein bisserl schade um den ersten Satz hier, aber bitte.
Das Beste aber: Die sprachliche Enthaltsamkeit wird sich sogar auf unseren Körper und unseren Gang auswirken, versprechen die Organisatoren. Mit dem Veranstaltungsort (Wein & Co) hat das angeblich nichts zu tun.
Endlich aufrecht gehen. (Renate Graber, 14.6.2016)