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Der legendäre Dino Zoff war nicht nur Hüter des Tores sondern auch das Gesicht der italienischen Mannschaft. 14 Jahre nach dem EM-Titel ist er auch Weltmeister.

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Die Europameisterschaft hieß nun auch so, die Namensänderung trug zum gestiegenen Prestige der Veranstaltung bei. Auch der Deutsche Fußball-Bund konnte und wollte nicht länger abseitsstehen: Westdeutschland trat erstmals an – und erlebte in der Qualifikation ein Desaster. In Tirana hielt Albanien dem Anrennen der Elf von Helmut Schön stand, das 0:0 im letzten Spiel der Gruppe 4 reichte nicht, um Jugoslawien von Platz eins zu verdrängen. Nach dem schmählichen Scheitern kampagnisierte die Bild-Zeitung zugunsten einer Inthronisierung Max Merkels als Nationaltrainer, der Wiener hatte im Jahr davor 1860 München zur Meisterschaft gecoacht.

Für die Albaner war und ist das Remis gegen den damaligen Vizeweltmeister einer der glorreichsten Momente ihrer ballesterischen Geschichte. Er fand Platz im Qemal-Stafa-Stadion, benannt nach einem der Gründer der kommunistischen Partei Albaniens, der, 22-jährig, im Jahr 1942 von italienischen Besatzungstruppen ermordet worden war. Geleitet wurde die Partie, ausgetragen vor übervollen Rängen und einem Spielfeld mit bestenfalls sporadischem Grasbewuchs, vom österreichischen Referee Ferdinand Marschall. Seit diesem ersten Vergleich am 17. Dezember 1967, hat das albanische Nationalteam nie wieder gegen Deutschland punkten können. Vielleicht bietet sich ja in Frankreich die Gelegenheit.

Abbruch im Prater

Für den Österreichischen Fußball-Bund endete die Qualifikation nicht in einem Desaster, aber in einem veritablen Skandal. Im Wiener Prater musste das Spiel gegen Griechenland beim Stand von 1:1 wenige Minuten vor Schluss wegen Ausschreitungen abgebrochen werden. Ein Rowdy hatte den Platz gestürmt und einen griechischen Spieler in einen Faustkampf verwickelt, Referee Gyula Gere war durch einen Flaschenwurf verletzt worden. Hartes und provokantes Auftreten der Gäste wurde als Grund für die hitzige Stimmung im Publikum angegeben. Die AZ kritisierte hinterher Polizei und Ordner, die sich "wohlig vor der Ehrentribüne geräkelt" hätten, anstatt ihre Arbeit zu tun.

10. Juni 1968, Stadio Olimpico: Italien wird im Wiederholungsspiel gegen Jugoslawien Europameister.
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Die Endrunde in Italien war von – aus heutiger Sicht – kuriosem Reglement geprägt. So erreichten die Gastgeber nach einem 0:0 n. V. gegen die UdSSR durch die Gunst des Loses das Endspiel in Rom. Und als auch das Finale gegen das jugoslawische Team – ohne Ivica Osim, der sich im Halbfinale verletzte – nach 120 Minuten keinen Gewinner sah (1:1), musste ein Wiederholungsspiel her. 48 Stunden später siegten die Italiener mit 2:0, quasi neuformiert. Trainer Ferrucio Valcareggi hatte seine Elf auf nicht weniger als fünf Positionen verändert. Luigi Riva und Pietro Anastasi netzten. Ersterer und übrigens auch der legendäre Sandro Mazzola waren im ersten Finale nicht mit von der Partie gewesen. (Michael Robausch, 14.6.2016)