
Vollkommen verschwunden: die Bramble-Cay-Mosaikschwanzratte.
Brisbane – Komplexe ökologische Zusammenhänge sind kaum auf einen einzelnen Faktor herunterzubrechen. Aber nun sind sich Wissenschafter sicher, die weltweit erste Säugetierart identifiziert zu haben, die als direkte Folge des vom Menschen verursachten Klimawandels ausgestorben ist. Es war das einzige am australischen Great Barrier Reef endemische Säugetier.
Schwindender Lebensraum, schwindende Population
Die inklusive Schwanz etwa 30 Zentimeter lange Bramble-Cay-Mosaikschwanzratte (Melomys rubicola) kam nur auf der etwa 300 mal 100 Meter großen Sandinsel vor, nach der sie benannt ist. Dort wurde seit 2009 kein Tier mehr gesichtet. Als die Insel 1845 erstmals von Europäern besucht wurde, soll es dort vor den Ratten gewimmelt haben, und noch Ende der 1970er Jahre wurde der Bestand auf hunderte Tiere geschätzt. Nun konnten Forscher kein einziges Exemplar mehr finden – und das, obwohl sie 150 Kamerafallen auf der Insel aufgestellt hatten.
Als Hauptgrund für das Aussterben nennen die Forscher, dass die Insel aufgrund des gestiegenen Meeresspiegels und zunehmend heftiger werdender Stürme mehrfach überspült wurde. Der Lebensraum und die Nahrungsgrundlage der hauptsächlich pflanzenfressenden Ratten schwand ihnen damit unter den Füßen weg: Von 2004 bis 2014 schrumpfte die Vegetationsdecke von 2,2 auf 0,065 Hektar.
Dies sei der erste dokumentierte Fall eines Säugetiers, das aufgrund des von Menschen verursachten Klimawandels ausgestorben ist, sagte Luke Leung von der Universität Queensland. Bei einer anderen Nagetierart, die isoliert auf Inseln gelebt hatte, einer Baumratte der karibischen Islas del Cisne, haben Klimawandelfolgen zum Aussterben sicher mit beigetragen. Die Hauptschuld lag in diesem Fall laut Wissenschaftern aber an der Ausbreitung von Katzen, die Menschen eingeschleppt hatten.
Winziger Hoffnungsschimmer
"Wir sind uns sehr sicher, dass die Ratte ausgestorben ist", sagte Leung. "Ein Taxon ist ausgestorben, wenn kein begründeter Zweifel vorhanden ist, dass das letzte Individuum gestorben ist", definiert die IUCN den Status "ausgestorben". Auch in Zoos oder Zuchtstationen gebe es keine überlebenden Exemplare, so Leung. Nach seinen Angaben hätten die Behörden einmal versucht, einige Tiere von der Insel zu holen und zu züchten. Langfristig habe dafür aber das Engagement gefehlt.
Die einzige – und geringe – Resthoffnung, dass die Bramble-Cay-Mosaikschwanzratten oder zumindest direkte Verwandte doch noch weiterleben, wäre laut den Wissenschaftern, dass sie in ihrem Ursprungsgebiet noch existieren; vermutlich Papua-Neuguinea. Von dort dürften die Ratten einst auf natürlichen Flößen aus Pflanzenmaterial auf die winzige Insel gelangt sein. (red, 15. 4. 6. 2016)