Einen Meteoriten wie diesen hat man bislang noch nie gefunden – und wird es vielleicht auch nie mehr.

Foto: Birger Schmitz

Lund – In einem Kalksteinbruch in Südschweden ist ein kleiner Meteorit entdeckt worden, der Wissenschafter fasziniert: Er unterscheidet sich von all den zigtausenden Meteoriten, die in jüngerer Vergangenheit auf die Erde gestürzt sind. Er sei "von einer Art, die wir nicht aus unserer heutigen Welt kennen", sagte der an der Analyse beteiligte Forscher Birger Schmitz von der Universität Lund.

Die Wissenschafter gehen davon aus, dass der Stein namens "Öst 65" ein Splitter eines 20 bis 30 Kilometer großen Himmelskörpers ist, der an einem größeren Objekt von 100 bis 150 Kilometern zerschellte, wodurch Gesteinsbrocken auch auf die Erde geschleudert wurden. Eingeschlagen soll der Stein den ersten Ergebnissen nach vor etwa 470 Millionen Jahren sein – damals eroberten gerade die ersten Moose und Pilze das Land, alles tierische Leben hingegen steckte noch in den Meeren. Das Einschlagsgebiet lag damals noch unter Wasser.

Ein ausgestorbener Meteorit

Wie die Forscher in der Zeitschrift "Nature Communications" berichten, fanden sie den kaum zehn Zentimeter großen Stein zusammen mit über 100 Meteoriten eines sehr häufigen Typs, sogenannte L-Chondrite (L für "Low-Metal" mit einem Eisengehalt von etwa 21,5 Prozent). Dem Kollisionsszenario nach wären diese allesamt Splitter des größeren Himmelskörpers.

Mit "Öst 65" könnte man es nun mit einem bislang fehlenden Puzzleteil zu tun haben: nämlich dem ersten Überbleibsel des anderen Himmelskörpers. Der Stein enthält laut den Forschern "sehr hohe Konzentrationen von Elementen wie Iridium, das sehr selten auf der Erde ist", sowie hohe Konzentrationen des Elements Neon.

Es könnte sich laut den Forschern somit um das erste dokumentierte Beispiel eines "ausgestorbenen Meteoriten" handeln – eines Meteoriten, dessen "elterlicher" Himmelskörper durch Kollisionen komplett verschwunden ist. Die Bruchstücke wurden zum größten Teil in die äußeren Bereiche des Sonnensystems geschleudert, daher können keine weiteren Brocken dieser Art auf der Erde einschlagen. Chondrite hingegen fallen bis heute gelegentlich auf die Erde. (red, APA, 15. 4. 6. 2016)