In der Staubscheibe wirbeln organische Moleküle herum und fließen in die Planetenentstehung mit ein.

Illustration: ESO/M. Kornmesser

Garching – Mit einer Entfernung von nur etwa 170 Lichtjahren ist die protoplanetare Scheibe um den jungen Stern TW Hydrae die uns nächstgelegene Staubscheibe, in der Planetenentstehung stattfindet. Für Astronomen stellt sie deshalb ein ideales Untersuchungsziel dar. Nun konnte in dieser Scheibe erstmals das organische Molekül Methylalkohol (Methanol) nachgewiesen werden, wie das Max-Planck-Institut für Astronomie berichtet.

Ein Astronomenteam unter der Führung von Catherine Walsh von der Sterrewacht Leiden in den Niederlanden hat das Atacama Large Millimeter/Submillimeter Array (ALMA) in Chile genutzt, um die chemischen Eigenschaften der Scheibe zu untersuchen. Beim so aufgespürten Methanol, einem Derivat von Methan, handelt es sich um das größte komplexe organische Molekül, das bis heute in solchen Staubscheiben gefunden wurde.

Methanol ist überdies selbst ein Baustein für komplexere Stoffe wie Aminosäureverbindungen und damit von grundlegender präbiotischer Bedeutung. Daher spielt Methanol eine entscheidende Rolle in den chemischen Voraussetzungen, die notwendig sind, damit organisches Leben entstehen kann.

Der Nachweis der Existenz in präplanetaren Objekten stelle einen Meilenstein für das Verständnis dar, wie organische Moleküle auf Planeten gelangen, die sich gerade erst bilden, so die Forscher. Studienkoautor Ryan A. Loomis: "Das Vorkommen von Methanol in gasförmigem Aggregatszustand in der Staubscheibe ist ein eindeutiger Hinweis auf zahlreiche organische chemische Prozesse in einer frühen Phase der Stern- und Planetenentstehung. Dieses Ergebnis hat eine Auswirkung auf unser Verständnis, wie sich organische Materie in sehr jungen Planetensystems ansammelt. (red, 18. 6. 2016)