2007 eröffnet, 2014 offiziell fertiggestellt, Zukunft aber ungewiss: das Wörthersee-Stadion in Klagenfurt.

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Die Klagenfurter Siebenhügelstraße 107 ist eine an sich funktionierende Gewerbeimmobilie. Hier sind mehrere Unternehmen eingemietet, nämlich ein Immobilienmaklerbüro, ein Fliesen- und ein Sportartikelhändler sowie ein Fitnesscenter für Frauen. Sämtliche verfügbaren Flächen sind vermietet.

Dennoch ist die Immobilie in der Verlustzone. Südlich angrenzend befindet sich nämlich das Wörthersee-Stadion mit seinen 30.000 Sitzplätzen, das für die Fußball-EM 2008 errichtet wurde. Drei Spiele gab es da, es fielen insgesamt sechs Tore.

Abbau unmöglich

Jörg Haider hatte in der Zeit der schwarz-blauen Bundesregierung Klagenfurt als Austragungsort der EURO 2008 durchgesetzt. Das Stadion, das auch mehrere Jahre lang "Hypo Group Arena" hieß, kostete alles in allem fast 94 Millionen Euro. Die Kosten teilten sich Bund, Land und Stadt.

Eigentlich hätte der obere Rang mit 18.000 Sitzplätzen nach den drei Spielen bzw. sechs Toren der EURO 2008 wieder abgebaut werden sollen. Dazu kam es aber nicht sofort. Später wurde es unmöglich: Stahlträger waren verzogen, gerüchteweise auch deshalb, weil Eishockeyfans zu viel gehüpft waren. Mehrmals wurde das Stadion nämlich für Spiele zwischen den Kärntner Klubs KAC und VSV als Eishockey-Arena genutzt.

Teure "Permanentmachung"

Beim Dach, das auch nur ein Provisorium war, kam es zu seltsamen Schwingungen, eine behördliche Sperre des Oberrangs war die Folge. Ein Abriss wurde diskutiert. 2011 dann die Entscheidung: Das Stadion sollte "permanent gemacht" werden, die Stahlträger des oberen Rangs sollten also fix verschweißt, außerdem weitere Stahlträger eingezogen werden. Das allein kostete 19,8 Millionen Euro. 2014 galt das Stadion als "fertig".

Ende August 2015 hob der Verwaltungsgerichtshof aber die Benützungsbewilligung für den oberen Rang auf. Anrainern waren 2011 nämlich im Zuge des Baubescheids für die Permanentmachung Gutachten vorenthalten worden. "Es ging um die Frage, ob eine Umweltverträglichkeitsprüfung nötig war oder nicht", erinnert sich Frank Frey, damals Anrainer, seit 2015 Klagenfurter Stadtrat und zuständig u. a. für Umwelt und Wohnungswesen. "Wir hatten keine Möglichkeit, zu diesen Gutachten, die ja vorhanden waren, eine Stellungnahme abzugeben. Dagegen haben wir geklagt."

20 Veranstaltungstage

Erst im vergangenen Jänner wies das Landesverwaltungsgericht die Beschwerde aber ab, womit das Stadion wieder in vollem Umfang benützbar wurde. Zuletzt spielte das österreichische Fußball-Nationalteam am 31. Mai gegen Malta (2:1). Allerdings hatte die Stadt zuvor schon einen Kompromiss angeboten. Es darf nun nur mehr an 20 Veranstaltungstagen die volle Zuschauerkapazität ausgeschöpft werden. Auch beim Lärmschutz wurden Maßnahmen getroffen.

Bisher reichen die Einnahmen aus Vermietung und Veranstaltungen hinten und vorn nicht, um den Betrieb des Stadions zu finanzieren. "Es kostet uns jedes Jahr 1,5 Millionen Euro vom Stadtbudget. Egal, ob gespielt wird oder nicht", sagt Frey. Ein funktionierendes Verkehrskonzept gibt es auch neun Jahre nach der Eröffnung nicht. Frey will hier aber noch Verbesserungen durchsetzen, denn das Stadion, das die Stadt nie brauchte, wird Klagenfurt noch lange erhalten bleiben. (Martin Putschögl, 20.6.2016)