Vier renommierte österreichische Journalistinnen – Ingrid Thurnher vom ORF, Corinna Milborn von Puls 4, die freie Journalistin Barbara Kaufmann und Hanna Herbst von Vice – wehren sich öffentlich gegen Frauenhass im Netz. In der Wiener Wochenzeitung "Falter" berichten sie von ihren Erfahrungen mit sexistischen Beschimpfungen, Vergewaltigungs- und Morddrohungen im Netz. Sie machen damit sichtbar, was Frauen in der Öffentlichkeit tagtäglich widerfährt, worüber sie aber oft nicht reden wollen – weil sie nicht noch mehr Hassmails auslösen wollen und weil vonseiten der Politik und der Öffentlichkeit bisher mit wenig Verständnis zu rechnen war.

Doch nicht nur Hasskommentare breiten sich im Internet aus. Die Wiederaufnahme der Debatte löst auf Twitter, Facebook und Co eine Welle der Solidarität aus: Tausende Menschen haben sich unter den Hashtags #solidaritystorm, #aufstehn und #unsreichts der Kampagne angeschlossen. Einige der Solidarätserklärung können auch auf der Website aufstehn.at nachgelesen werden.

Die mediale Debatte zu Frauenhass im Netz will auch PolitikerInnen wachrütteln, sich dieses rechtlichen Graubereichs anzunehmen. Wie berichtet begrüßt die künftige Frauenministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) die Aktion und denkt über die Einrichtung einer Meldestelle gegen Frauenhass im Web nach. So schreibt Corinna Milborn im "Falter"-Artikel: "Wenn Frauen sich nicht mehr äußern können, ohne sexuelle Gewalt zu erfahren, müssen wir über neue Regeln sprechen." Und Barbara Kaumann regt an, dass es auch einer Sensibilisierung der Polizei bedürfe.

Das Thema wurde diese Woche auch von anderen Medien aufgegriffen. Das Magazin "Profil" startete gemeinsam mit der Tageszeitung "Kurier" die Kampagne #GegenHassimNetz. Die Journalistin und Autorin Ingrid Brodning, die zum Thema unter anderem das Buch "Hass im Netz. Was wir gegen Hetze, Mobbing und Lügen tun können" verfasst hat, legt in einem Dossier dar, warum verbale Gewalt nicht harmlos ist.

Und: In der Diskussion um Hass im Netz wird oft vergessen, wie Migrantinnen von Hasspostings betroffen sind. Darauf verweist auch die Journalistin Jelena Gučanin.

Übrigens: Das Thema Gewalt gegen Frauen im Netz wurde in einem Schwerpunkt bereits im Februar vom Magazin "Wienerin" behandelt. Damals wurden österreichische Journalistinnen vor die Kamera geholt, um die an sie verschickten Hasskommentare vorzulesen – und damit offenzulegen, was bis dato tabuisiert und beschwichtigt wurde. (red, 18.6.2016)

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